Ostermayer: Rechnungshof soll die Burg prüfen

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Dringliche Anfrage. Zu den meisten Fragen der Neos hatte der künftige Minister nur wenig zu sagen.

Bei uns im Theater hängt jetzt der Haussegen schief, wegen dolosen Geschäften und sonstigen Miefs. Der Holding-Chef taub, der Aufsichtsrat blind, der Direktor ein Künstler: ,Ich inszenier' noch mal g'schwind . . .‘ Sie hom alle was g'wusst! Und des lasst ma ka Ruah! Na, da hab' ich schon g'nua, na, da hab ich schon g'nua!"

Diese Coupletstrophe stammt nicht von Johann Nepomuk Nestroy. Burgschauspieler Johannes Krisch hat sie kürzlich geschrieben. Er spielt derzeit den Titus Feuerfuchs im „Talisman" am Akademietheater. Als er am Samstag die ersten drei Originalstrophen zum Besten gegeben hatte, trat er mit seinem iPad an den Bühnenrand und überraschte das Publikum mit seinem persönlichen Statement zur Situation am Haus - ganz im Sinne Nestroys, der seine Auftritte auf der Bühne gern dazu nutzte, um den Zuschauern unverblümt seine Meinung zu Aktuellem mitzuteilen.

Nicht nur Krisch, auch der Großteil des Ensembles glaubt nicht, dass die entlassene Vizedirektorin Silvia Stantejsky allein für die buchhalterischen Malversationen verantwortlich gewesen sein soll. Für die Schauspieler steht fest: Man mag Stantejsky vielleicht vorwerfen können, ihren Verpflichtungen als Geschäftsführerin nicht ordnungsgemäß nachgekommen zu sein, für das Finanzdebakel des Theaters - es ist mit einem Budgetdefizit bis zu 12,3 Millionen Euro für 2012/13 zu rechnen - soll sie aber nicht allein den Kopf hinhalten müssen. Auch Direktor Matthias Hartmann und Georg Springer, Aufsichtsratsvorsitzender und Chef der Bundestheater-Holding, seien in die Pflicht zu nehmen. Derselben Ansicht sind auch die Oppositionsparteien. Die Abgeordnete der Neos, Beate Meinl-Reisinger, brachte deshalb gestern im Nationalrat eine Dringliche Anfrage an das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK) ein.

"Geschäftsführung der Burg am Zug"

Insgesamt 72 Fragen stellte sie an Josef Ostermayer, der ab 1. März auch formell Kulturminsiter sein wird. Seine Antworten fielen spärlich aus, meist verwies er auf den noch ausstehenden forensischen Bericht der KPMG. Auch ob es personeller Konsequenzen bedarf, wollte der Minister heute noch nicht abschätzen. Dass er den Rechnungshof einschalten wird, um die Ursachen des Finanzdebakel aufzuklären, ist für ihn aber fix. Auf das Defizit des Theaters angesprochen, stellte Ostermayer klar, dass nicht er, sondern die Geschäftsführung der Burg am Zug sei. Sie habe mit dem Aufsichtsrat und der Holding die notwendigen Maßnahmen zu erarbeiten.

Ostermayer erläuterte auch, dass die Eigenregiearbeiten von Hartmann zusätzlich zu seinem Direktionsgehalt abgegolten werden. Bei seinem Vorvorgänger Claus Peymann hingegen seien vertraglich zwei Inszenierungen inkludiert gewesen. Während also im Parlament Springer und Hartmann Thema waren, sprach Letzterer nur wenige Meter davon entfernt zu seiner Belegschaft, die er kurzfristig zu einer Versammlung geladen hatte. Er habe vom Minister das Signal erhalten, dass sich an der Burg etwas zu verändern habe. Mit einer Erhöhung der Subventionen sei nicht zu rechnen, so der Direktor. Auch wie der Sparkurs im Detail aussehen soll, blieb weiterhin offen. Die Junge Burg soll es jedoch weiter geben, das Casino - so sein Wunsch - ebenfalls.

(Die Presse. Printausgabe vom 25.2.2014)

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