Das Musiker-Duo HVOB ersucht darum, die "Amadeus Awards"-Nominierung zurückzuziehen. Als Grund nennen sie "plumpeste Marketingbedürfnisse" von KroneHit. Der Veranstalter "bedauert" den Verzicht.
Medienkooperationen sind weder was Neues, noch an sich was Verwerfliches. Die Frage ist vielmehr, welchen Nutzen ziehen Unternehmen daraus? Das Wiener Elektronik-Duo HVOB (Her Voice over Boys) hat jedenfalls seine Nominierung bei den diesjährigen "Amadeus Music Awards" zurückgenommen, um ein Zeichen gegen "plumpeste Marketingbedürfnisse" eines Radiosenders zu setzen, wie die Wiener Band es formuliert. Der Grund: Um in der Kategorie "Electronic/Dance" abzustimmen, verlangt der Medienpartner KroneHit die Facebook-Daten der User: E-Mailadressen, Geburtsdaten und soziale Kontakte. Das Duo, das aus Anna Müller und Paul Wallner besteht, lehnt das ab.
"Es ist uns insbesondere unangenehm, für das Abgreifen von E-Mail-Adressen jener Leute missbraucht zu werden, die unsere Musik so sehr mögen, dass sie für uns voten möchten", heißt es in einem Brief, den die Bandmitglieder von HVOB auf ihrer Facebook-Seite veröffentlicht haben.
Reaktion: "Amadeus" bedauert HVOB-Verzicht
In einer ersten Stellungnahme "bedauerte" es der Veranstalter, dass HVOB Vorbehalte gegen KroneHit haben und nicht nominiert sein wollen. Den Verzicht "akzeptieren wir selbstverständlich", hieß es auf Anfrage von DiePresse.com.
Österreichischen Künstlern wolle man eine Bühne geben und "sie bei einem möglichst breiten Publikum bekannter machen", so der Veranstalter. Deshalb gibt es Kooperationen mit Partnern wie Puls 4, FM4 und KroneHit.
Ab Mittwochnachmittag sollen User nun auch auf der Website der "Amadeus Awards" ihre Stimme in der Kategorie "Electronic/Dance" abgeben können.
Internationale Erfolge mit HVOB
HVOB reüssiert derzeit international ohnehin, auch ohne "Amadeus". Vor Kurzem kehrten die Musiker von einer Südafrika-Tour zurück. Im März folgen Auftritte in Nordamerika, darunter ein Konzert beim renommierten "SXSW"-Festival.
Hier der Brief der Band im Wortlaut:
Lieber Amadeus,
zunächst lieben Dank für die Nominierung.
Wir meinen das ehrlich.
Die Amadeus-Jury ist so kompetent besetzt, dass man sich als junge Band wirklich freut, nominiert zu werden. Man fühlt sich wahrgenommen und bestätigt, weil sich die Leute, die in dieser Jury sitzen, ernsthaft mit Musik beschäftigen. Und wir finden auch den Amadeus überhaupt gut und wichtig für Österreichs Musik.
Trotzdem ersuchen wir euch, unsere Nominierung in der Kategorie „Electronic/Dance by KRONEHIT“ umgehend zurückzuziehen.
Wir möchten keinen Preis in einer Kategorie bekommen, die ihre wichtigste Aufgabe darin sieht, die plumpsten Marketingbedürfnisse eines (und zwar eines unserer Meinung nach alles andere als geeigneten) Partners – zumal ungefragt – auf den Rücken österreichischer Bands zu befriedigen. Es ist uns insbesondere unangenehm, für das Abgreifen von Email-Adressen jener Leute missbraucht zu werden, die unsere Musik so sehr mögen, dass sie für uns voten möchten.
KRONEHIT ist ein Partner, der seinen Respekt für die Nominierten und ihre Fans nicht nur durch sein an österreichischer Musik aufreizend desinteressiertes Programm zum Ausdruck bringt. Sondern auch dadurch, dass Leute, die gerne ihre Stimme beim wichtigsten österreichischen Musikpreis abgeben möchten, 1.) von einem intelligenzbefreiten Werbevideo für ein Katy Perry-Poster belästigt werden, anschließend 2.) ihre Daten angeben müssen, um sich 3.) über die Nominierten inhaltlich unzutreffend und grammatikalisch fragwürdig informieren zu lassen.
Da können und wollen wir nicht dabei sein. Wir sind davon überzeugt, dass sich österreichische Musik nur dann Respekt verdient, wenn sie Respekt einfordert. Dass sie an ihre Partner dieselben Ansprüche stellen muss wie an sich selbst.
Vielen Dank für euer Verständnis.
Liebe Grüße
HVOB