Ostermayer lässt Hartmanns Verantwortung prüfen

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Ein Gutachten soll klären, ob Direktor Hartmann eine Mitschuld am Millionendefizit des Burgtheaters trägt.

Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) hat den Burgtheater-Aufsichtsrat zur Einholung mehrerer Rechtsgutachten ersucht. Dabei soll der Untersuchungsbericht in der Causa Stantejsky auf arbeitsrechtliche, schadensrechtliche und gesellschaftsrechtliche Konsequenzen geprüft werden. Insbesondere soll die Verantwortung von Direktor Matthias Hartmann und anderer Organe des Burgtheaters geklärt werden.

Ostermayer, offiziell erst seit heute im Amt, habe sich gestern Abend von Mitgliedern des Aufsichtsrats ausführlich informieren lassen, erklärte sein Sprecher. Dabei habe er darauf gedrängt, dass der bisher nur in geschwärzten Auszügen bekannte Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG zur Gänze veröffentlicht werde. Dies würde auch vom Aufsichtsrat unterstützt, jedoch müsste zuvor die Zustimmung von KPMG wie jener Einvernommenen, die im Bericht namentlich Erwähnung fänden, eingeholt werden, um nicht gegen Datenschutzbestimmungen zu verstoßen.

Mitverantwortung der KPMG

Ein Gutachten soll auch die Mitverantwortung der KPMG klären, die noch vor einem Jahr bei der Jahresabschlussprüfung für 2011/12 einen uneingeschränkten Prüfungsvermerk abgegeben hatte. Bezüglich eines von KPMG-Senior Partner Martin Wagner noch vor Übermittlung des Endberichts gegebenen Interviews soll eine Anzeige bei der Standesvertretung eingebracht worden sein.

Den Rohbericht des Rechnungshofs zur Prüfung der Bundestheater-Holding habe der Minister bisher noch nicht studieren können, hieß es, ein Brief mit Ersuchen um Prüfung des Burgtheaters werde am Montag dem Rechnungshof übermittelt. Ein gemeinsames Treffen des Ministers mit Mitgliedern des Burgtheater-Ensembles und der Geschäftsführung sei zwar noch nicht fixiert, werde aber in den kommenden Tagen stattfinden.

Keine Erhöhung der Bundesförderung

Bezüglich der künftigen Sicherstellung des Spielbetriebs stehe Ostermayer ganz hinter dem Burgtheater-Aufsichtsrat, den er um möglichst zügige Entscheidungsfindung ersucht habe, erklärte der Minister-Sprecher. Weiterhin unumstößliche Prämisse sei jedoch, dass mit keiner Erhöhung der Bundesförderung zu rechnen sei.

Die prekäre Situation des Burgtheaters wird vom Bundestheater-Management mit dem Zusammentreffen dreierlei Faktoren erklärt: Veränderte Abschreibungsvorschriften für Produktionen hätten in der Bilanz ein Minus in Millionenhöhe ergeben, die Bühne sei seit langem strukturell unterdotiert, und die gegen Ende des Vorjahres entlassene frühere kaufmännische Geschäftsführerin Silvia Stantejsky habe durch nicht ordnungsgemäße Buchführung, vorgetäuschte Liquidität und Verhinderung eines wirksamen Internen Kontrollsystems einen Schaden in Millionenhöhe verursacht.

Alles zusammen könnte in der bis Ende April vorzulegenden Bilanz der Saison 2012/13 einen Verlust von 8,3 Mio. Euro ergeben. Wegen des Verdachts auf Urkunden-, Beweismittel- und Bilanzfälschung, Geldwäsche und Untreue wurde die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Stantejsky bestreitet alle Vorwürfe und hat gegen ihre Entlassung Klage eingereicht.

(APA)

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