Firmen mit starkem Ukraine- oder Russland-Engagement geraten unter Druck. Besonders hart trifft es den Energieriesen Gazprom.
Die Krim-Krise hat den Finanzmärkten in Europa am Montag zugesetzt. In Österreich war die Raiffeisen-Aktie mit ihrer Ukraine-Tochter Bank Aval und ihrem Russland-Engagement besonders stark betroffen: Bis zum frühen Nachmittag fielen die Titel an der Wiener Börse um 8,67 Prozent auf 23,06 Euro. Die Raiffeisen-Aktie litt zuletzt schon unter Sorgen um das Ukraine-Geschäft. "Jetzt gibt es Ängste, dass auch das Russland-Geschäft in Mitleidenschaft gezogen wird, falls die Situation eskaliert", sagte Thomas Neuhold, Chefanalyst von Kepler-Cheuvreux in Wien.
Raiffeisen: "20 Prozent des Gewinns aus Russland"
Der Anteil der Ukraine am Raiffeisen-Konzerngeschäft sei im Vergleich zu Russland weit weniger entscheidend. "Auch wenn man - was sehr wahrscheinlich ist - steigende Kreditausfälle in der Ukraine sieht, beeinträchtigt das den langfristigen Investment Case von Raiffeisen nicht", so der Analyst. Das Russland-Geschäft sei hingegen sehr bedeutend für die RBI. "Gute 20 bis 25 Prozent des Gewinns kommen mittel- bis langfristig aus Russland", rechnet der Analyst vor.
Auch andere Aktien in Europa gaben angesichts der Lage in der Ukraine stark nach. Im Dax zählt der Sportartikelhersteller Adidas (Marktführer in Russland und der Ukraine) zu den größten Verlierern. Auch die Metro AG bekommt die politische Krise zu spüren Der Handelsriese will sein russisches Großmarktgeschäft möglichst noch im ersten Halbjahr an die Börse bringen. Die Aktie verlor am Montag zeitweise 6,54 Prozent.
Gazprom verliert im zweistelligen Bereich
Auch die russischen Börsen waren tiefrot. Gleichzeitig stürzte der Rubel auf ein neues historisches Tief. Um die Schockwellen für die Wirtschaft zu bremsen, hob die russische Zentralbank den Leitzins in einer unangekündigten Sitzung überraschend von 5,5 auf sieben Prozent an.
Besonders die Gazprom-Aktien sind stark ins Trudeln geraten und beschleunigten am Montag ihre Talfahrt. Sie waren zeitweise zwölf Prozent im Minus. Das trifft auch den russischen Staat, denn er hält eine Mehrheit von gut 50 Prozent der Aktien. Der weltweit größte Gasanbieter ist auch der größte Arbeitgeber Russlands.
Zuvor hat der Finanzvorstand des Gazprom-Konzerns angekündigt, dass er eine Preiserhöhung für Lieferungen an die Ukraine in Erwägung zieht. Erst im Dezember hatte Russland den Gaspreis für die Ukraine gesenkt. Das Abkommen kann jedoch quartalsweise, also mit Ende März, gekündigt werden.
Kiew schuldet Gazprom 2 Mrd. Dollar
Laut einer Meldung der russischen Agentur Interfax hat die Ukraine die Schulden bei Gazprom für Gas auf zwei Milliarden Dollar, beziehungsweise 1,45 Milliarden Euro, beziffert. Offenbar in Erwartung höherer Preise nimmt die Ukraine nach Angaben von Uktransgas derzeit doppelt so viel Gas von Russland ab wie vor einem Jahr.
Das Land befindet sich mittlerweile am Rande der Zahlungsunfähigkeit. Die Gasrechnung vom März lässt sich ohne Hilfe aus dem Westen wohl nicht gehen. Die deutsche Regierung hat Ukraine nun rasche finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt. Darüber sollten in der nächsten Woche Gespräche geführt werden.
(APA/AFP)