Jobsuche über 50: Schwierig, nicht hoffnungslos

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Der Weg in die Frühpension wurde versperrt. Deshalb landen mehr Ältere in der Arbeitslosigkeit. 91.000 waren im Februar ohne Job. Gleichzeitig waren aber fast 800.000 über-50-Jährige beschäftigt.

Wien. Die Baustellen waren im milden Februar der einzige Lichtblick auf dem heimischen Arbeitsmarkt. Immerhin wurden im abgelaufenen Monat mehr Bauarbeiter gebraucht als im Jänner. In allen anderen wichtigen Branchen, vom Handel über den Tourismus bis zum Gesundheitsbereich, setzte es hingegen ein saftiges Minus. In Summe waren im Februar 440.843 Menschen in Österreich beim Arbeitsmarktservice als arbeitslos vorgemerkt (inklusive 84.094 Menschen in Schulungen). Das sind zwar etwas weniger als im Jänner, aber doch 9,3 Prozent mehr als noch im Februar 2013. Erstmals seit Längerem ist auch die Zahl der offenen Stellen leicht zurückgegangen. Auch in den kommenden Monaten müsse man daher mit steigenden Arbeitslosenzahlen rechnen, erwartet Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ).

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Ende der Frühpensionswellen

Was bei der am Montag veröffentlichten Statistik besonders ins Auge sticht, sind die Zahlen über die älteren Österreicher über 50 Jahren. Denn je nachdem, wie man die Daten interpretieren will, kann man aus ihnen sowohl einen guten als auch einen schlechten Trend ablesen. Der gute zuerst: Im Februar waren 793.000 Menschen über 50 als Angestellte oder Arbeiter beschäftigt. Das sind 35.000 Menschen oder 4,7 Prozent mehr als vor einem Jahr – und so viele wie nie zuvor, schätzt das Sozialministerium.

Klar ist aber auch: Mit dem Ende der allzu leichten Frühpensionierungswellen im Land sind immer mehr Menschen ab 50 auf Jobsuche. Und das mit unterschiedlichem Erfolg. So fanden im Vorjahr zwar einerseits 81.021 Ältere (wieder) einen neuen Arbeitsplatz. Das sind deutlich mehr als noch vor einigen Jahren. Andererseits steigt die Zahl jener Menschen ab 50, die bis dato vergeblich nach neuen Jobs suchen, noch deutlich schneller an als in allen anderen Altersgruppen. Im Februar waren genau 91.017 ältere Menschen in Österreich arbeitslos. Das sind 20,3 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.

Das Alter allein sei nicht das Hauptproblem, so die Meinung der meisten Arbeitsmarktexperten. Auch in der Generation der über 50-Jährigen sei vor allem die Qualifikation ausschlaggebend dafür, ob die Menschen wieder in Beschäftigung kommen oder nicht. Immerhin verfügt beinahe jeder zweite Arbeitslose in Österreich lediglich über einen Pflichtschulabschluss.

350 Millionen für Ältere

Die Regierung hofft, mit dem Arbeitsmarktpaket für Ältere, das noch im März im Parlament beschlossen werden soll, für Entspannung sorgen zu können. In den Jahren 2014 und 2015 will man je 100 Millionen Euro für Lohnbeihilfen ausgeben, 2016 sollen es dann 150 Mio. Euro sein. Man erhofft sich dadurch Einsparungen beim Arbeitslosengeld. 20.000 Menschen pro Jahr könnten gezielt gefördert werden. Über 8500 Personen würden dadurch einen fixen Arbeitsplatz erhalten.

Der Gewerkschaftsbund forderte hingegen noch einschneidendere Maßnahmen von der Koalition. „Die Lage der Älteren auf dem Arbeitsmarkt ist dramatisch“, sagte Bernhard Achitz vom ÖGB. Es müsse für Unternehmen teurer werden, ältere Beschäftigte vor die Tür zu setzen. Etwa durch ein Bonus-Malus-System. ÖVP-Seniorensprecherin Gertrude Aubauer sprach sich dafür aus, dass die von der Regierung vereinbarte Teilpension schon zur Jahresmitte in Kraft treten soll. Zusätzlich sollte die „Aufschub-Bonuspension“ Frauen mit 60 und Männer mit 65 ermutigen, freiwillig (auch in Teilzeit) weiterzuarbeiten. 16.800 Arbeitnehmer in Österreich haben eine Altersteilzeitvereinbarung geschlossen. Die Industrie begrüßte vor allem die von der Regierung angekündigte Senkung der Arbeitszusatzkosten um 200 Millionen Euro.

Österreich bleibt EU-Spitzenreiter

Im internationalen Vergleich lassen sich Österreichs Zahlen dennoch sehen. Mit einer Arbeitslosenquote von 9,4 Prozent (nationale Berechnung) und 4,9 Prozent (Eurostat-Berechnung) liegt das Land immer noch an der Spitze Europas. Die Arbeitslosenquote der Jugendlichen stieg im Februar „nur“ um 3,9 Prozent auf 10,5 Prozent nach Eurostat. Hier wird Österreich lediglich von Deutschland überholt. (auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2014)

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