Interessante Zeugenaussage im Schillerplatz-Verfahren. Der Prozess wurde schließlich auf 4. April vertagt.
Wien. Warum kauft man um teures Geld ein Innenstadtpalais, wenn man weiß, dass technische Einrichtungen in dem Gebäude Bewohner vergraulen? „Wir wollten in das Luxussegment einsteigen und unbedingt im ersten Bezirk vertreten sein", lautete die Antwort von Michael Möstl, dem Chef der Seeste Bau, auf die Frage von Richterin Claudia Moravec-Loidolt.
Die Seeste, die auch beim Wiener Hauptbahnhof im Geschäft ist, hat die Immobilie am Wiener Schillerplatz, die die Telekom 2006 um 5,4 Mio. Euro an eine Gesellschaft von Ex-ÖBB-Chef Martin Huber und dessen Frau verkauft hatte, von dieser nur ein Jahr später um elf Mio. Euro erworben. Wegen dieses Geschäfts sind Ex-Telekom-Chef Heinz Sundt und Ex-Finanzvorstand Stefano Colombo, Huber und seine Frau wegen Untreue bzw. Beihilfe dazu angeklagt. Drei Mitangeklagte wurden schon freigesprochen.
Interessant wurde es dann am Dienstag bei der Zeugeneinvernahme eines Telekom-Mitarbeiters. Als Leiter der inneren Revision hatte dieser bei Besprechungen zum Schillerplatz-Deal Protokoll geführt, aus dem er nun vorlas: Ein Telekom-Prokurist kritisierte das Geschäft damals als „eindeutige Packelei".
Noch Wohnungen frei
Ein inzwischen schwer erkrankter und daher nicht mehr vernehmungsfähiger ehemaliger Telekom-Mitarbeiter (er war damals Leiter der Immobilien-Abteilung) soll sogar verhalten gedroht haben. Er habe über jeden Beteiligten „ein Dossier in der Schublade", zitierte der Revisor aus seinen Notizen.
Staatsanwalt Michael Radasztics wollte noch von Seeste-Chef Möstl wissen, ob sich das teure Projekt Schillerplatz gerechnet habe. Das könne er noch nicht sagen, denn „es sind noch sechs Wohnungen frei". Immerhin sind seit dem Ankauf vier Jahre vergangen. Nun sollen weitere Zeugen geladen werden. Am 4. April geht es weiter. (eid)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2014)