„Standard" muss zehn Prozent Personal sparen

(c) Die Presse (FABRY Clemens)
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Während der „Standard" seine Mitarbeiter über Kürzungen informiert, muss die Münchner „AZ" Insolvenz anmelden. Jubel gibt es beim britischen „Guardian", der sich Kapital verschafft hat.

Wie sehr die globale Medienbranche in Bewegung ist, zeigt sich selten so deutlich wie gerade jetzt. Während der Wiener „Standard" am Dienstagabend seine Belegschaft über ein größeres Sparpaket informierte und die Münchner „Abendzeitung" wegen Verlusten von 70 Millionen Euro Insolvenz anmelden musste, erklärte der britische „Guardian" am Mittwoch euphorisch, das Überleben des Blattes sei für weitere Generationen gesichert.

Die Sparwelle beim „Standard" war schon eine Weile absehbar. Das Blatt hat nach der Übersiedlung Anfang 2013 und der Zusammenlegung von Print- und Onlineredaktion so viele Mitarbeiter wie in seiner Geschichte noch nie. Dazu kam ein für die Geschäftsführung unerwarteter Umsatzeinbruch. In mehreren Versammlungen für die verschiedenen Abteilungen (Redaktion, Anzeigenverkauf, etc.) informierten Gründer und Eigentümer Oscar Bronner und Geschäftsführer Wolfgang Bergmann die Belegschaft über das Sparpaket. Just während gleichzeitig Ex-„Presse"-Chefredakteur Michael Fleischhacker der Branche in der Nationalbibliothek sein neues Buch, „Die Zeitung", präsentierte, das zwar Liebeserklärung an das Kulturgut Zeitung, aber eben auch Nachruf auf das Print-Geschäftsmodell ist.

„Der Standard" wäre „durch die Krise gern mit allen Mitarbeitern gegangen", hieß es intern. Nun müssen aber Personalkosten in Höhe von zehn Prozent gekürzt werden, wie die APA erfahren hat. Bei rund 390 Mitarbeitern (Stand 2012) sind das bis zu 40 Personen. Zudem soll „der redaktionelle Leistungsumfang" reduziert werden. Der Betriebsrat, der mit der Geschäftsführung an einem Sozialplan arbeitet, drängt darauf, dass die genauen Kündigungszahlen möglichst bald bekannt gegeben werden, um die Belegschaft nicht zu lange im Ungewissen zu lassen. Bei den Versammlung habe eine gedämpfte, aber nicht kämpferische Stimmung geherrscht. Zuletzt mussten auch „Die Presse" und das „Wirtschaftsblatt" aus Kostengründen Einsparungen vornehmen.

„Guardian" sichert sich seine Zukunft

Oft wurde „Der Standard" mit dem britischen „Guardian" verglichen. Weniger der ähnlichen Blattlinie als der ähnlichen Digitalstrategie wegen. Schon länger galt der zwar digital reichweitenstarke „Guardian" als Sorgenkind, weil es jährlich Verluste zwischen 30 und 70 Millionen Pfund machte. Ein gängiger Spruch der Konkurrenz lautete, das Blatt würde mit all diesen Verlusten einen Autounfall in Zeitlupe bauen. Umso größer war am Mittwoch das Erstaunen: Die Zeitung hat sich mit dem Verkauf ihrer Anteile (50,1 Prozent) an dem Onlineportal „Auto Trader" zum Preis von 750,7 Millionen Euro das Überleben gesichert. Der Autounfall konnte vorerst also abgewendet werden.

(awa)

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