Sinn rügt Russland-Sanktionen: "EU-Politik ist naiv"

Präsidenten des ifo-Instituts Hans-Werner Sinn
Präsidenten des ifo-Instituts Hans-Werner SinnREUTERS
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Deutschland könne sich eine solche Sanktionspoltik gar nicht leisten, sagte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Russland sei ein wichtiger Gaslieferant für Deutschland.

Die in der Krim-Krise gegen Russland verhängten EU-Sanktionen stoßen beim Präsidenten des ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, auf Kritik. "Mit wirtschaftlichen Sanktionen schneidet man sich nur ins eigene Fleisch", sagte Sinn der "Passauer Neuen Presse" vom Freitag.

Deutschland könne sich "eine solche Sanktionspolitik gar nicht leisten, weil wir im Zuge der Energiewende zunehmend auf russische Gaslieferungen angewiesen sind". In der sich zuspitzenden Krim-Krise hatte die EU am Donnerstag erste Maßnahmen gegen Russland beschlossen und weitergehende Sanktionen angedroht.

EU-Politik ist naiv

Bis erneuerbare Energieträger wie die Wind-, Wasser- und Solarkraft hinreichend große Anteile am Strommix abdecken können, sollen in der Übergangszeit vor allem moderne Gaskraftwerke die Gesamtversorgung sichern. Neben Norwegen zählt Russland zu den wichtigsten Gaslieferanten Deutschlands. Mit Strafmaßnahmen schneidet sich die EU aus Sicht Sinns daher letztlich ins eigene Fleisch. "Der Versuch, Länder wie die Ukraine aus dem russischen Einflussbereich herauslösen und an den Westen binden zu wollen, ist naiv", meinte der Chef des Münchner Wirtschaftsforschungsinstituts. "Jetzt stehen wir auf dem Scherbenhaufen einer vollkommen überzogenen EU-Politik", sagte Sinn der Zeitung.

Die deutsche Regierung hatte am Montag erklärt, sie sehe keinen Anlass, sich um die Versorgung mit Erdgas zu sorgen. Die Gasspeicher seien gut gefüllt, Deutschland habe die viertgrößten Kapazitäten weltweit und sei auf mögliche Lieferengpässe gut vorbereitet. Für Liefereinschränkungen gebe es aber keinerlei Anhaltspunkte. Das gelte auch für Rohölimporte. Deutschland deckt seinen Erdgasbedarf dem Wirtschaftsministerium zufolge zu 35 Prozent mit russischen Lieferungen. Der Anteil Russlands an den deutschen Rohölimporten sei in etwa ebenso hoch.

(APA/AFP/dpa)

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