Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann legt Amt nieder

PK BURGTHEATER: MATTHIAS HARTMANN
PK BURGTHEATER: MATTHIAS HARTMANN(c) APA (Hans Klaus Techt)
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Bis zur Klärung der Vorwürfe tritt Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann als Geschäftsführer zurück. Er ist am Defizit der Burg möglicherweise mitverantwortlich.

Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann legt im Skandal um das Millionendefizit der Burg und die Entlassung der Vizedirektorin Silvia Stantejsky vorübergehend sein Amt als Geschäftsführer nieder. Das gab er am Montagnachmittag bekannt. "Die aktuelle Diskussion über das Burgtheater, die in einem aufgeheizten Klima, belastet von Halbwahrheiten, sogar Lügen und Intrigen, sowie gefälschten Belegen, stattfindet, macht eine Versachlichung der Diskussion über Buchungsvorgänge im Burgtheater unmöglich", so Hartmann in einer Aussendung.

Er sei "tief betroffen von den öffentlichen Anfeindungen und Kampagnen", so Hartmann weiter. Es gehe ihm darum, Schaden durch die Verlängerung der medialen Schlammschlacht vom Haus abzuhalten und seine Familie zu schützen: "Meine Kinder werden bereits angepöbelt."

Burgtheater-Direktoren seit 1971
Burgtheater-Direktoren seit 1971(c) APA

Er schlage daher im Einvernehmen mit Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) und Georg Springer, dem Chef der Bundestheaterholding, vor, seine Funktion als Geschäftsführer des Burgtheaters bis zur Klärung aller Sachverhalte ruhen zu lassen. Davon habe er Ostermayer und Springer am Montag schriftlich informiert. Dem Ensemble hat er seinen Plan ebenfalls mitgeteilt.

Am Wochenende war bekannt geworden, dass die entlassene käufmännische Direktorin Silvia Stantejsky auch für Hartmann Barbeträge verwahrt hatte ("Die Presse" berichete). Zudem gab es Kritik an den Gagen der Führungsebene.

Hartmann zeigt sich "zuversichtlich"

Hartmann zeigt sich "sehr zuversichtlich, dass es in den nächsten Wochen in einem versachlichten Klima gelingen wird, der Wahrheit zum Durchbruch zu verhelfen".

Kulturminister überrascht von Hartmanns Rücktritt

Ostermayer (SPÖ) und die Bundestheater-Holding zeigten sich überrascht von Hartmanns Schritt. Der Minister habe das entsprechende Schreiben Hartmanns erst am Nachmittag erhalten, so ein Sprecher. Für Dienstagfrüh sei ohnedies ein Frühstück mit Hartmann anberaumt gewesen. Thema sei das Rechtsgutachten zur möglichen Mitverantwortung von Hartmann für die Krise an der "Burg", dieses werde für Montagabend erwartet. Das Gutachten stehe danach auch im Zentrum einer Aufsichtsratssitzung, die für Dienstagvormittag einberufen wurde.

Der Kulturminister hat einen Stufenplan für die wietere Vorgehensweise am Burgtheater. "Wir haben einen ganz genauen Ablauf", sagte sein Sprecher. Die fünf Stufen sehen zuerst das Gutachten und dann noch am Dienstag Gespräche mit dem Aufsichtsrat, der Geschäftsführung und dem Ensemble vor. Zu guter Letzt werde schließlich die Öffentlichkeit informiert, so der Sprecher.

DEFIZIT UND STEUERNACHZAHLUNG

Das Burgtheater muss für 2012/13 mit einem Budgetdefizit von 8,3 Millionen Euro rechnen. Dafür soll auch die veränderte Abschreibungsmethode, die die Wirtschaftsprüfer erstmals für 2011/12 forderten, ausschlaggebend sein. Dazu kommen noch bis zu fünf Mio. Euro an Steuernachzahlung, da die Geschäftsführung verabsäumt haben soll, für ausländische Gäste die Quellensteuer abzuführen. Wie die Löcher gestopft werden, ist noch unklar.

Die finanziellen Malversationen werden vor allem der im November entlassenen Geschäftsführerin Stantejsky angelastet. Im forensischen Untersuchungsbericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG ist von "gefälschten Belegen und Vorspiegelung falscher Tatsachen“ die Rede. Außerdem wurde das Interne Kontrollsystem im Burgtheater bemängelt.

(Red.)

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