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DJs im Porträt: Disco Demons

(c) Christine Ebenthal
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Der 23-jährige, gebürtige Oberösterreicher Jakob Bouchal studiert tagsüber Rechtswissenschaften, des Nächtens bespielt er die Clubs des Landes.

Seit wann bist du DJ/Musikproduzent? Einflüsse? Wie würdest du dein Subgenre benennen?

Ich habe 2007 angefangen aufzulegen, selbst Musik zu produzieren dann erst ein paar Jahre später. Es fällt es mir auch heute noch schwer, mich als DJ in Genre- oder gar Subgenregrenzen zu zwängen: ich spiele was mir Spaß macht, Musik die mich fasziniert, Genres in denen ich spannende Entwicklungen beobachte.

Was willst du erreichen, welche Ziele hast du dir gesteckt?

So viel Zeit wie möglich für Musik zu haben.


Beste Location in Wien? Bedeutung von Wien im Vergleich zu Berlin, London und New York?

Was elektronische Musik und Clubkultur betrifft, wird Wien leider immer noch gerne an Berlin gemessen, auch wenn das in etwa so viel Sinn macht wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen: Wien ist nicht Berlin, wird es auch nie werden, und das ist gut so. Es passieren aktuell viele spannende Dinge in Wien, neue DJs, Produzenten und Labels machen sich einen Namen, es wird wieder experimentiert, darauf sollte meiner Meinung nach der Fokus liegen.

Nach wie vor am Start: Diskussion Underground versus Mainstream - Deine Meinung dazu?

Diese Diskussion gibt es schon sehr, sehr lange, und trotzdem gibt es meiner Meinung nach dazu eigentlich nicht viel zu sagen. "Underground" und "Mainstream" sind subjektive Begriffe, es gibt keine fixen Bezugsgrößen - was für mich Mainstream ist empfindet ein anderer vielleicht als Underground, und umgekehrt. Was außerdem oft übersehen wird: es handelt sich ja um ein Begriffspaar: kann es ohne Mainstream einen Underground geben?

Muss ein DJ auch produzieren, um Erfolg zu haben? Umgekehrt: Wie wichtig sind DJ-Skills für Produzenten?

Ein DJ ist definitionsgemäß ja nur eine Person, die Musik vor Publikum oder im Radio spielt. Dieser Begriff verschwimmt aber in der öffentlichen Wahrnehmung immer mehr, bzw. wird mit dem des Produzenten gleichgesetzt, also einer Person, die Musik produziert. Diese Entwicklung macht es für DJs natürlich immer schwieriger, sich aus der Masse hervorzuheben: von einem DJ wird nicht mehr ausschließlich erwartet, Menschen in einem Club durch die Auswahl von Musik unterhalten zu können, sondern auch, selbst Musik zu produzieren und regelmäßig zu veröffentlichen. Umgekehrt ist es natürlich in Zeiten geringer Einnahmen durch den Verkauf von Musik für Produzenten alleine aus finanzieller Sicht wichtig geworden, als DJs aufzutreten.


Hilft ein eigenes Medium (Blog, Label)?

Ein eigenes Medium hilft definitiv, ja. Jeder Kommunikationskanal, jede Möglichkeit Menschen zu erreichen ist wichtig - letztendlich dreht sich auch in dieser Branche alles um Kontakte, wie in jeder anderen auch.

Wie bewertest du du die aktuellen Trends und Tendenzen der Clubkultur?

Nach dem vieldiskutierten Hype um "EDM" ist jetzt als nächstes "Deep House", unter Anführungszeichen, zu einem ebenso leeren Marketingbegriff verkommen, der aktuell hauptsächlich dazu benützt wird, anspruchslosen, massentauglichen Tech House an Studenten zu vermarkten, überspitzt formuliert. Schade ist das vor allem für DJs und Produzenten, die tatsächlich anspruchsvollen und interessanten Deep House spielen bzw. produzieren, weil sie der Gefahr ausgesetzt sind in einen Topf geworfen zu werden mit jenen, die jetzt auf den Zug aufspringen um schnelles Geld zu verdienen. Glücklicherweise setzt sich auf lange Sicht Qualität aber immer noch durch, und darum passieren wie gesagt auch weiterhin sehr viele spannende Dinge in Wien - oft im sehr kleinen Rahmen, was aber auch gut so ist.


Gibt es eine gläserne Decke? Männernetzwerke auch in DJ-Kreisen?

Bis zu einem gewissen Grad handelt es sich de facto schon um eine Männerdomäne, von "Männernetzwerken" sprechen würde ich aber nicht unbedingt. Es gibt Veranstaltungen die diese Problematik sehr direkt thematisieren, immer mehr Frauen etablieren sich in der Szene, in Wien genau so wie international, und generell passieren viele Schritte in die richtige Richtung. Aufholbedarf gibt es aber trotzdem auf jeden Fall.

Link: Disco Demons auf Soundcloud

(mtp.)

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