Die Lage in Syrien spitzt sich zu. In Schlaining wurde eine Friedenskonferenz zum Konflikt abgehalten. Einig sei man, dass es keine „ausländische Intervention“ geben dürfe.
Wien. Es ist ein drastisches Beispiel, das die syrische Frauenrechtlerin Nawal al-Yaziji bringt. „Eine Frau hat mir erzählt, dass sie zwei Söhne verloren hat: Der eine hat für das Regime gekämpft und der andere für die Opposition“, schilderte sie am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien. Vor allem Frauen würden unter dem Konflikt in Syrien leiden. Ihr Fazit: „Es kann nur eine politische Lösung geben.“ Diese Ansicht teilt Nawal al-Yaziji mit den anderen Aktivisten, die nun an einer Syrien-Konferenz auf der Burg Schlaining teilgenommen haben. Veranstaltet wurde sie von der Initiative Peace in Syria, an der auch Vertreter der deutschen Linkspartei und der „Free-Gaza“-Bewegung beteiligt sind. In Österreich zählt der Journalist Leo Gabriel zu den Unterstützern.
Die Konferenz in Schlaining versuchte, eher links stehende Regimegegner, Vertreter der Muslimbruderschaft und der christlichen Gemeinschaft mit Personen zusammenzubringen, die Syriens Regime nahestehen. Die Teilnehmer einigten sich auf mehrere Punkte, unter anderem darauf, dass die Gewalt beendet und alle nicht syrischen Kämpfer das Land verlassen müssten und es keine „ausländische Intervention“ geben dürfe. Die Gräben zwischen den Aktivisten wurden aber bei der Pressekonferenz deutlich: Der Journalist Ayman Kahef warf dem Vertreter der Muslimbrüder vor, sich gegen Formulierungen gesträubt zu haben, die die Anwendung von Gewalt – auch durch die Opposition – verurteilten. Samir Abullaban von der Muslimbruderschaft stellte dies in Abrede und warf Ayman Kahef indirekt vor, ein Anhänger des Assad-Regimes zu sein.
Entführte Nonnen freigelassen
Unterdessen berichtete die Organisation Save the Children, dass die humanitäre Lage in Syrien immer katastrophaler werde: Ärzte müssten Kindern die Gliedmaßen ohne Narkose amputieren, in den Brutkästen würden Babys wegen Stromausfällen sterben. Am Montag trafen 13 Nonnen, die kurz zuvor von ihren Kidnappern freigelassen worden waren, in der syrischen Hauptstadt Damaskus ein. Die Nonnen waren vor vier Monaten von der al-Qaida nahestehenden al-Nusra-Front gekidnappt worden. (red./ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2014)