Hartmanns halbherziger Rückzug passt zur Krise seines Hauses.
Mit viel Emotion hat Matthias Hartmann am Montag verlautbaren lassen, dass er seine Funktion als Geschäftsführer des Burgtheaters bis zur Klärung aller Sachverhalte ruhen lassen wolle. Von einer medialen Schlammschlacht war die Rede und von Anfeindungen, aber das geht am Kern der Sache vorbei. Wenn seine Stellvertreterin Silvia Stantejsky im November 2013 wegen noch zu klärender Vorwürfe kreativer Buchführung fristlos entlassen wurde, dann ist es tatsächlich zumindest eine Frage der Ehre, dass auch der Direktor sein Amt bis zur Prüfung all dieser inzwischen noch gewachsenen Ungereimtheiten zur Verfügung stellt. Er war der Boss, er trägt auch die Verantwortung.
Hartmann behauptet, durch seinen Schritt Schaden vom Haus abhalten zu wollen. Tatsächlich verschärft er nur den Druck auf den zuständigen Kulturminister Josef Ostermayer, der sozusagen zu einer einvernehmlichen Lösung eingeladen wird. Armes, tapferes Ensemble! Wenn die Geschäfte des Direktors ruhen, während seine Stellvertreterin längst entlassen ist, wer führt dann dieses große Haus? Hartmanns Versprechen, er werde „alles dafür tun, dass der Betrieb des Burgtheaters ungestört und künstlerisch erfolgreich weiterlaufen kann“, könnte auch als Zynismus ausgelegt werden.
Denn fahrlässiges Ruhen-Lassen hat es im Burgtheater offensichtlich zu lange gegeben. Niemand fühlte sich ausreichend für Kontrolle zuständig, weder im Haus, noch in der Bundestheater-Holding oder im Ministerium.
Es ist gut, dass der Direktor endlich eine Klärung erzwingt. Man muss aber auch fragen, was Holding-Chef Georg Springer konkret damit meint, dass er Mitverantwortung übernimmt. Von Interesse wären auch Details jenes Vertrags, den Kulturstaatssekretär Franz Morak im Jahre 2006 Hartmann angeboten hat – oder warum und wie Kulturministerin Claudia Schmied diesen Vertrag bis 2019 verlängert hat.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2014)