Warum Hausaufgaben nicht nur Schülerkram sind.
Wie sehr man doch oft das Unerreichbare ersehnt: Wer zur Schule geht, wünscht sich, erwachsen zu sein und über eigenes Geld zu verfügen. Doch kaum der Schule entwachsen, verklärt sich der Schulalltag. Nur so ist es zu erklären, dass sich berufstätige Menschen der Sprechblase „wir müssen unsere Hausaufgaben machen“ bedienen. Die Selbstbewussteren behaupten sowieso, längst „ihre Hausaufgaben gemacht zu haben“.
Unklar ist, wo diese Hausübungen gemacht werden sollen: zu Hause im Wohnzimmer? Oder ist das Büro das neue Zuhause, weil ohnehin kaum Zeit bleibt, die sogenannten eigenen vier Wände zu bewohnen? Jenen, die Hausaufgaben verlangen, ist das egal. Hauptsache, sie werden erledigt.
Die Schule wirkt stark in das Berufsleben hinein. Das zeigt sich auch an der Fehler(un)kultur. Wie in der Schule werden Leistungen im Job an den Ausrutschern gemessen. Klar, es gibt dumme Fehler. Solche, die aus Schlamperei passieren etwa. Es gibt aber auch die wertvollen: Solche, aus denen sich lernen lässt und die belegen, dass jemand Neues probiert hat.
Wenn die Aufgabe lautet, Neues zu wagen, dann sind sogar Hausübungen sinnvoll. Büroübungen erst recht.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2014)