Hermann Beil: Theatermensch und Tortenbäcker

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Wird Hermann Beil Burgtheater-Direktor? Porträt eines Unbestechlichen, der schon öfter gezögert hat, eine Theaterintendanz zu übernehmen.

Hermann Beil (72), Claus Peymanns langjähriger Weggefährte, soll der Wunschkandidat von Kulturminister Josef Ostermayer für das Burgtheater sein. Ostermayer ist unter Druck, weil für kommende Woche die Entscheidung über die interimistische Leitung des Hauses nach der Entlassung von Burgchef Matthias Hartmann versprochen wurde. Beil scheint allerdings zu zögern - und das ist nicht das erste Mal. Er war schon für mehrere Intendanzen im Gespräch, darunter für das Wiener Theater in der Josefstadt vor Herbert Föttinger.

Ein Theater geleitet hat Beil bisher noch nicht, allerdings kennt er die Burg sehr gut, war er doch während Peymanns dortiger Intendanz (1986-1999) Co-Direktor und Chefdramaturg. Öfter hieß es, dass Inszenierungen nur zustande kamen aufgrund des ruhigen, unerschütterlichen Wesens von Beil, der nicht nur literarisch höchst versiert, sondern auch ein viel gerühmter Tortenbäcker ist. Beils Torten haben schon manchen Theaterkrach beendet. Derzeit ist Beil am Berliner Ensemble, das Peymann führt, Chefdramaturg.

In den letzten Jahren hat er öfter bei den Festspielen Reichenau inszeniert, heuer bringt er dort Schnitzlers „Weites Land" heraus. Beil, 1941 in Wien geboren, hat Germanistik, Geschichte und Musik studiert. Er war am Basler Theater, in Stuttgart, während Peymanns dortiger Intendanz, am Burgtheater und während Peter Steins Zeit als Schauspieldirektor bei den Salzburger Festspielen tätig. Beil und Peymann begeistern das Theaterpublikum seit Jahren mit Dramoletten von Thomas Bernhard, die von ihnen handeln („Claus Peymann und Hermann Beil auf der Sulzwiese").

Die an Skurrilitäten durchaus reiche Geschichte der Suche nach einem interimistischen und einem fixen Burgtheater-Direktor, ersterer sollte sofort mit der Arbeit beginnen, letzterer mit der Saison 2015/16, ist mit den Spekulationen, der Werbung um Hermann Beil, den unbestechlichen Schwierigen, noch keineswegs zu Ende. Klaus Maria Brandauer, der derzeit mit dem „Lear" einen großen Erfolg im Burgtheater hat, sagte der „Presse", dass er keinesfalls das Burgtheater übernehmen werde, für das er übrigens in der Vergangenheit schon öfter im Gespräch war.

Die Zeitung „Österreich" berichtet von einem Treffen zwischen Peter Simonischek und Kulturminister Ostermayer. Im Fernsehen hatte Simonischek jüngst ein Interesse an der Burg-Direktion nicht entschieden dementiert. Er meinte nur: „Ich wurde nicht gefragt." Das Treffen hat schon stattgefunden. Simonischek sprach offenbar nicht mit dem Minister selbst, sondern mit einem seiner Mitarbeiter. Er schlug vor, dass der lettische Regisseur Alvis Hermanis, der das Neue Theater in Riga führt, das Burgtheater übernehmen soll. In Hermanis' Film-Noir-Inszenierung von Schnitzlers „Weiten Land" hatte Simonischek eine Hauptrolle, den Fabrikanten Friedrich Hofreiter gespielt - nachdem Klaus Maria Brandauer abgesagt hatte.

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