Wertsachen: Die etwas andere Geldanlage

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Antike Teppiche haben in den vergangenen Jahren stärkere Beachtung erfahren, da die Nachfrage aus dem Ausland zugenommen hat. Doch wer sich nicht auskennt, sollte auf die Meinung von Experten vertrauen.

Wien. Weine, Immobilien, Oldtimer, Kunstwerke – und nun auch noch Teppiche. In den vergangenen Jahren hat diese Form der Kapitalanlage keine besondere Beachtung genossen. Das scheint sich nun aber geändert zu haben.

„Antike Teppiche waren in den vergangenen 20 Jahren stark unterbewertet und auf dem Kunstsektor nicht präsent“, sagt Teppichexperte Udo Langauer. Doch in jüngster Zeit habe sich das Blatt massiv gedreht. Gerade hochwertige Produkte hätten aufsehenerregende Preise erzielt. Bei einer Sotheby's-Auktion im Vorjahr kam ein Perserteppich für die Rekordsumme von mehr als 30 Mio. Dollar unter den Hammer. Zuvor war das Exponat über Dekaden hinweg im Besitz der Corcoran-Kunstgalerie mit Sitz in den USA.

Bislang waren antike Teppiche– als solche werden Exponate bezeichnet, die deutlich älter als hundert Jahre alt sind und im oder vor dem 19.Jahrhundert erzeugt wurden – vor allem im Westen populär, sagt Langauer. Mittlerweile zeigen aber auch Kunden aus den aufstrebenden Volkswirtschaften Interessen an jenen Objekten, die einst in ihrer Heimat gefertigt wurden. „Sie kaufen ihre eigene Kunst gezielt zurück“, wie Langauer es formuliert. Die meisten antiken Teppiche wurden in der Vergangenheit in den Westen verkauft. „Spitzenstücke sind schon schwer zu finden. Auf den Markt kommen Exponate heute dann, wenn Erben kein Interesse an den Stücken haben – und sie zu Geld machen wollen.

Doch was macht antike Teppiche so besonders? Es sind vor allem Naturfarben, die den Teppichen ihren Wert verleihen. Mit der Erfindung chemischer Farben sei in dem Bereich eine starke Grenze gezogen worden, sagt Langauer. Auch wenn die chemischen Farben damals etwas Besonders gewesen seien, hätten die Teppiche dadurch „an Ästhetik verloren“.

Nichts für Laien

Doch abgesehen davon spielen auch Zustand und Seltenheit eine tragende Rolle für den Wert eines Teppichs, sagt Dorotheum-Experte Wolfgang Matschek. Die Wolle müsse ebenso von guter Qualität sein, „sonst bricht sie“. Doch woher weiß man, ob sich ein Teppich als Geldanlage eignet? Für einen Laien ist das mit Sicherheit nicht zu erkennen. „Man muss sich nicht nur mit antiken Stücken beschäftigen, sondern auch noch den richtigen Teppich erwischen“, sagt Matschek. Einfach zu bestimmen sei das aber nicht. Schließlich gebe es bei Teppichen keine Listenpreise, wie man sie von Autos kennt. Von fünf Experten werde man daher auch fünf unterschiedliche Antworten erhalten.

Eines sei aber in jedem Fall wichtig: Ein Teppich muss in seiner Gruppe nicht nur der beste, sondern auch schön sein.

Ob es sich dabei um einen groben Bauernteppich oder um einen feinen Perserteppich handle, spiele eher eine untergeordnete Rolle. Aus welcher Region ein Erzeugnis stammt, ist ebenso von geringerer Bedeutung.

Doch kann man teure Teppiche auch begehen? Handle es sich um einen gepflegten Haushalt, sei das sehr wohl möglich, sagt Matschek. Andernfalls hängt man Exponate auf oder rollt sie gar zusammen.

Matschek glaubt, dass Seidenteppiche aus der Türkei in Zukunft einmal an Wert gewinnen könnten. Denn in dem Land würden derlei Stücke fast nicht mehr produziert. Aufgrund der gestiegenen Arbeitskosten werde heute sehr viel in Entwicklungsländern gefertigt, sagt Matschek.

Der Experte hält es auch für möglich, dass heute gefertigte Designerteppiche eines Tages Preissteigerungen erfahren. „Es kann schon sein, dass der eine oder andere Teppich in 50 Jahren teurer sein wird.“ [ iStockphoto ]

Was Sie beachten sollten bei... Teppichen

Tipp 1

Experte. Den Wert eines Teppichs zu bestimmen ist für Laien unmöglich. Bei Gemälden oder Oldtimern verhält es sich ähnlich. Bei Teppichen gibt es keine „Listenpreise“, wie man sie von Fahrzeugen kennt. Einzig ein Experte kann die Seltenheit eines Stücks einschätzen und seinen Wert bestimmen. Das heißt: Lieber auf einen weisen Rat vertrauen.

Tipp 2

Benutzung. Teppiche sind eigentlich Gebrauchsgegenstände – auch wenn man eine Stange Geld dafür gezahlt hat. Das heißt: Lässt der Zustand es zu, dann ist Betreten durchaus gestattet. Kleine Stücke eignen sich häufig zur Verzierung an Wänden. Kommt beides nicht infrage, können sie zusammengerollt werden. Auf Motten sollte man aufpassen.

Tipp 3

Wert. Der Wert eines Teppichs wird nicht nur durch seine Schönheit und Seltenheit bestimmt. Auch Muster und Farbe sind ausschlaggebend. Innerhalb seiner Gruppe muss ein Teppich als besonders wertvoll eingestuft werden. Aus welchem Land das Exponat dabei stammt, ist weniger relevant. Einzig antike Teppiche gelten unter Experten als Wertanlage.

Tipp 4

Teuer bis billig. Teppiche werden in der Regel von Auktionshäusern versteigert, auf die man bei Interesse auch zurückgreifen sollte. Teppiche können etwas für die kleine Brieftasche sein. Bei einer Auktion des Dorotheums im vergangenen September wurden etwa Stücke um rund 500 Euro verkauft. Freilich gibt es auch Exponate um mehrere zehntausend Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2014)

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