Turnus: Junge Ärzte wollen nicht nach Wien

Turnus, Arzt
Turnus, Arzt(c) FABRY Clemens
  • Drucken

Der Mangel an Turnusärzten hat nun auch Wien erreicht.

Wien. Seit Jahren klagen heimische Turnusärzte über ihre schlechte Ausbildung. Der Grund: Während des Turnus (das ist die praktische Ausbildungszeit eines Arztes) werden Jungärzte in den Krankenhäusern kaum ausgebildet, sondern für sogenannte „Systemerhalterjobs“ wie Blut abnehmen oder Spritzen verabreichen eingesetzt. Der Lerneffekt ist dabei freilich verschwindend gering.

Vor allem der Westen Österreichs hat schon seit Jahren mit einem Turnusärztemangel zu kämpfen. Wanderten die angehenden Ärzte doch einfach über die Grenze nach Deutschland oder in die Schweiz, weil sie dort mit einer besseren Ausbildung rechnen konnten. Nun hat diese Entwicklung – mit einer Verspätung – auch die Bundeshauptstadt erwischt.

Besser ins Ausland

In einer Aussendung warnt Stephan Ubl, Obmann der Sektion Turnusärzte der Ärztekammer für Wien, nun vor einem drohenden Turnusärztemangel in Wien. Pro Jahr werden in der Bundeshauptstadt etwa 300 auszubildende Mediziner eingestellt. Tatsächlich seien die Wartelisten derzeit aber leer. Das war nicht immer so, eher im Gegenteil: Noch vor vier, fünf Jahren musste man zum Teil drei Jahre auf einen Turnusplatz in Wien warten.

Als Grund für die Verschlechterung nennt Ubl die steigende Konkurrenz. So seien die Studenten mobiler geworden und Angebote in Grenzländern wie Deutschland oder der Schweiz auch für Wiener Mediziner attraktiv. Weiters hätten auch jene Bundesländer, die schon länger mit einem Turnusärztemangel zu kämpfen haben, begonnen, sich mehr um ihre Jungärzte zu kümmern: mit besserer Bezahlung, zusätzlichen Ausbildungsangeboten und guter Planung. „Wenn mir Kollegen erzählen, dass sie elf Monate lang keinen einzigen Tag Urlaub konsumieren konnten, weil die Direktion nicht imstande war, die Diensträder adäquat einzuteilen“, so Ubl, „dann ist der Unmut der Kolleginnen und Kollegen mehr als berechtigt.“ (win/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Die Forderung der Österreichischen Ärztekammer, wonach Medikamente künftig auch in Ordinationen verkauft werden sollen, stößt auf heftigen Widerstand der Apotheker.
Gesundheit

Ärzte wollen mehr Hausapotheken

Die Österreichische Ärztekammer fordert, dass Medikamente künftig in allen Ordinationen verkauft werden können. Für die Apotheker ein "nicht nachvollziehbarer" Vorstoß.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.