Inklusive Aktionspreisen seien Lebensmittel in Österreich nicht teurer als beim nördlichen Nachbarn, sagt Lidl-Österreich-Geschäftsführer Alexander Deopito.
Wien. Gleiche Supermarktkette, höherer Preis. Regelmäßig kommt die heimische Arbeiterkammer bei Preisvergleichen zwischen Österreich und Deutschland zu diesem Ergebnis. Laut AK verdienen sich die Händler hierzulande ein ungerechtfertigtes Körberlgeld. Das stimme nicht, kontert Lidl-Österreich-Chef Alexander Deopito im Gespräch mit der „Presse": „Aktionen sind ein Teil der österreichischen Preiskultur, Wenn diese in die Preisvergleiche hineingerechnet werden, gibt es kaum noch Unterschiede zwischen den beiden Ländern".
Letztendlich müsse der Kunde beim Verlassen des Geschäfts das Gefühl haben, günstig gekauft zu haben, so der gebürtige Steirer. Entscheidend seien dabei sogenannte „Eckartikel" wie Milch und Butter, an denen er messe wie preiswert ein Geschäft sei. Deswegen konzentrierten sich Diskonter wie Lidl naturgemäß auf diese Produkte.
„Regionalität ist besseres Bio"
Mittelfristig würden Supermarkt und Diskont ohnehin immer mehr zusammenwachsen, so Deopito weiter. Das sorge aber beim Kunden für keinerlei Irritation, weil dieser Prozess evolutionär und nicht revolutionär ablaufe. Bedienartikel wie Fleisch und Wurst werde es bei Lidl dennoch nie geben. Dazu sind einerseits die Hygienevorschriften zu anspruchsvoll, andererseits benötige man zu viel Personal. „Das wäre dann eine klassische Abkehr vom Diskont", meint der 47-Jährige Manager.
Beim Diskontkunden gebe es derzeit immer mehr einen Trend weg von der Quantität zu Qualität. Dabei sei die Regionalität am wichtigsten. „Die Regionalität ist das „bessere Bio", ist sich der Lidl-Chef sicher und stellt eine rhetorische Frage: „Was zieht der Kunde vor, einen Bio-Apfel aus Südamerika oder einen saftigen Apfel aus der Steiermark?" Über die Regionalität stellen die Menschen eine Verbindung zur Anbaumethode dar, und da liegen österreichische Produkte eben voll im Trend. Deshalb forciert die Nummer zwei im österreichischen Diskontmarkt auch die regionale Produktschiene.
15 Prozent mehr Gehalt als im Kollektivvertrag
Eine Herausforderung sieht der Lidl-Geschäftsführer im mäßigen Image des Unternehmens. Die etwa 3500 Lidl-Mitarbeiter dürften den Einstieg ihres neuen Chefs jedenfalls in guter Erinnerung behalten. Seit 1. Jänner 2014 zahlt Lidl Österreich freiwillig einen Mindestlohn von zehn Euro pro Stunde und liegt damit 15 Prozent über dem Kollektivvertrag. Im Diskont werde von den Mitarbeitern mehr verlangt als im übrigen Markt, da seien höhere Gehälter ein gerechter Ausgleich, begründet Deopito diesen Schritt.
Die Zahl der 202 Standorte wird sich bei Lidl in den kommenden Jahren nicht wesentlich verändern. Der Österreich-Chef setzt auf qualitative Expansion: „2014 werden wir rund 20 Prozent unserer Filialen komplett modernisieren und dabei über 100 Millionen Euro in die heimische Wirtschaft investieren."
(red./herbas)