Die sanfte Rückkehr der Ära Peymann ans Burgtheater

Bergmann als Macherin und Beil als Berater lassen Bestes erhoffen.

Österreichs Nationaltheater, das in diesem Jahr Bühne und Hauptdarsteller einer grotesken Tragikomödie war, ist nach der fristlosen Entlassung des in ein finanzielles Desaster verstrickten Direktors, Matthias Hartmann, in der Leitung nur eine Woche verwaist geblieben. Das Burgtheater wurde von Kulturminister Josef Ostermayer rasant mit einer neuen Chefin und einem treuen Helfer versorgt. Tatsächlich lässt die Bestellung der besonnenen Karin Bergmann zur Direktorin, die vom erfahrenen Theatermacher Hermann Beil unterstützt wird, darauf hoffen, dass dieses Haus rasch saniert und zugleich in der Kunst wieder alten Glanz finden wird.

Bergmann und Beil – diese Namen versprechen eine sanfte Rückkehr zur Ära Claus Peymann. Beide waren ab 1986 wesentliche Mitarbeiter dieses kraftvollen Intendanten, dessen Arbeit anfangs skandalisiert wurde, inzwischen aber, nach seinem Abgang nach Berlin 1999 (gemeinsam mit seinem Ko-Direktor Beil), bis tief in bürgerliche Schichten geradezu verklärt wird. Die neue Intendantin, die bereits unter Klaus Bachler Vizedirektorin des Burgtheaters war, wird vom Ensemble wegen ihres Kunstverstands geschätzt. Sie kennt das Haus und seine Probleme, für sie stehen die Dichtung und die Schauspieler im Mittelpunkt. Neurosen der Selbstdarstellung scheinen ihr fernzuliegen. Es könnte also sein, dass Wien nun eine zweite Ära Peymann ohne viel Bramarbasieren erhält, die dennoch spektakulär wird.

Das Burgtheater hat ein wunderbares Ensemble, mit ihm kann man viele Schwierigkeiten meistern. Es wäre aber trotzdem wünschenswert, dass der Minister sich bei der Bewältigung der Finanzkrise großzügig zeigt. Die Struktur der Bundestheater gehört offenbar ohnehin reformiert, da wird es dann vielleicht Spielraum für die Burg geben. Wenn sich Frau Bergmann bewährt, dann spricht nichts dagegen, dass sie dem Haus auch über 2016 hinaus als Intendantin erhalten bleibt und Herr Beil seine Liebe zu Wien weiterhin konkret ausleben darf.

E-Mails an:norbert.mayer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2014)

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