Gleichberechtigung müsse auf faktischer Ebene stattfinden, sagt die Chefin des "Komitees zur Regelung des Schriftverkehrs". Sprache diene "nicht der Durchsetzung zweifelhafter politischer Ziele".
Das "Komitee zur Regelung des Schriftverkehrs" hat seinen politisch umstrittenen Entwurf für eine Norm zu geschlechtergerechter Sprache verteidigt. "Die Sprache dient der klaglosen Verständigung und nicht der Durchsetzung zweifelhafter politischer Ziele", sagte dessen Chefin Walburg Ernst in der "Wiener Zeitung" (Donnerstag-Ausgabe). Gleichbehandlung müsse auf faktischer Ebene stattfinden.
"Großbuchstaben gibt es nur am Wortanfang oder bei durchgehender Schreibweise in Blockbuchstaben, das weiß schon jedes Volksschulkind", verteidigt Ernst den Entwurf, der etwa wegen des Rates, das sogenannte Binnen-I wegzulassen, in für Diskussionen gesorgt hatte. Die Trainerin und Fachbuchautorin stellt sich außerdem die Frage: "Welcher Frau hat das Binnen-I zu einem besseren Job oder zu mehr Bezahlung verholfen?" Sprachliche Gleichberechtigung und faktische Gleichberechtigung seien "verschiedene Paar Schuhe".
Institut distanziert sich
Austrian Standards hat sich am Donnerstag von den Aussagen der Komitee-Chefin distanziert: Als "neutrale und unabhängige Plattform zur Entwicklung von Normen" distanziere man sich von den "persönlichen Aussagen der Komitee-Vorsitzenden". Komitee-Vorsitzende seien in jedem Fall "gegenüber Austrian Standards Institute für die objektive und sachbezogene Führung verantwortlich", wurde zudem aus der Geschäftsordnung zitiert.
"Das Präsidium von Austrian Standards wird sich mit dem Thema befassen, genau prüfen und sich gegebenenfalls weitere Schritte vorbehalten", kündigte die Direktorin von Austrian Standards, Elisabeth Stampfl-Blaha, an. Sie appellierte, trotz aller Kontroversen in der Debatte "auf dem Boden der Sachlichkeit zu diskutieren und Respekt vor der Meinung anderer zu zeigen".
Vom Binnen-I wird abgeraten
Das Institut Austrians Standards beauftragte das "Komitee zur Regelung des Schriftverkehrs" mit der Erarbeitung des - nun umstrittenen - Normvorschlages. Im Entwurf des Komitees wird geraten, weibliche Formen durch Generalklauseln zu ersetzen. Auch vom Binnen-I wird abgeraten. Das österreichische Normungsinstitut Austrian Standards versucht allerdings zu beruhigen, die Norm sei noch in Diskussion und nicht verbindlich. Dennoch haben Studentenvertreter, Politiker und Arbeiterklammer scharfe Kritik geübt.
>> Bericht der "Wiener Zeitung"
(APA/Red.)