Das von Premier Erdogan veranlasste Twitter-Verbot kümmert die Türken nicht: Die Nutzung hat seither sogar um 33 Prozent zugenommen.
Nutzer des Kurzmitteilungsdienstes Twitter in der Türkei umgehen die von der Regierung auferlegte Sperre eifrig. Nach Angaben von Datenauswertungsdiensten wurden in den ersten 36 Stunden des Verbots Millionen von Tweets abgesetzt. Twitterer können die von Regierungschef Recep Tayyip Erdogan veranlasste Blockade umgehen, indem sie ihre Identität und die Herkunft ihrer Netzeinwahl verschleiern.
Solche Verschlüsselungsprogramme sind frei im Internet erhältlich. In Istanbul beschrieben auch Graffiti an öffentlichen Plätzen und einige Radiosender, wie weiter getwittert werden kann.
Datendienste schätzten die Zahl der pro Minute aus der Türkei abgesetzten Tweets auf 17.000. Nach Einschätzung der Medien-Ratingagentur Somera nahm die Nutzung von Twitter seit der Sperre, die in der Nacht zum Freitag in Kraft trat, um 33 Prozent zu.
Erdogan wirft Twitter "Rufmord" vor
Erdogan hatte den für seine politischen Gegner wichtigen Kommunikationskanal Twitter wenige Tage vor der türkischen Kommunalwahl blockieren lassen. Twitter wird in der Türkei auch als Enthüllungsplattform genutzt - Erdogan ist durch eine Reihe von Korruptionsvorwürfen unter Druck geraten.
Am Samstag hat Erdogan nun schwere Vorwürfe gegen den Kurznachrichtendienst erhoben. Twitter sei parteilich und werde systematisch zum Rufmord gegen die Regierung genutzt, erklärte das Amt Erdogans. Diese voreingenommene Einstellung schade nicht nur dem Ansehen von Twitter, sondern "schafft ein unfaires und falsches Bild unseres Landes". Der Dienst verstoße gegen Hunderte türkischer Gerichtsentscheidungen. Über Twitter seien illegal erworbene und gefälschte Aufnahmen verbreitet worden, hieß es.
(APA/dpa)