Altersvorsorge: Wer wird die Pension zahlen?

(c) Clemens Fabry
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Die staatliche Pension wird in Zukunft nicht allzu üppig ausfallen. Kapitalgedeckte Vorsorgeprodukte waren zuletzt auch nicht so ertragreich wie erhofft. Dem Einzelnen bleibt nur, auf viele Pferde zu setzen.

Wien. Kann man sich auf das staatliche Pensionssystem verlassen? Und falls nicht, sollte man besser Banken und Versicherungen vertrauen? Die Allianz-Versicherung lieferte sich vergangene Woche zu diesem Thema ein mediales Scharmützel mit Seniorenvertretern.

Die Versicherung präsentierte eine Umfrage unter 1001 Personen zwischen 18 und 60 Jahren. Drei Viertel glauben, dass ihre Pension einmal auf einem niedrigeren Niveau liegen wird als bei heutigen Pensionisten. Die Allianz-Experten verwiesen auf die steigende Lebenserwartung und die wachsenden Staatsschulden, zitierten den SPÖ-Pensionistenverband (PVÖ) mit dem Satz „Unser gesetzliches Pensionssystem ist robust und zukunftssicher“ und fragten: „Glaubt das jemand?“

PVÖ-Präsident Karl Blecha konterte in einer Aussendung: Die private Pensionsvorsorge sei keine Alternative, weil die Produkte „zu teuer, intransparent und de facto ertraglos“ seien. Andreas Khol vom ÖVP-Seniorenbund will zwar „nicht empfehlen, auf zusätzliche private Absicherung zu verzichten“, doch übte auch er Kritik am Pensionskassensystem und an der Zukunftsvorsorge.

Pensionslücke im Alter

Das Problem ist, dass beide Seiten nicht ganz unrecht haben: Die staatliche Pension ist nur insofern „sicher“, als es sie wohl weiterhin geben wird. Doch müssen sich heute 30- bis 40-Jährige auf eine deutlich größere Lücke zwischen dem Erwerbseinkommen und der staatlichen Pension einstellen als heutige Pensionisten. Expertenberechnungen zufolge beträgt diese Lücke etwa 1000 Euro pro Monat. Die Produkte für die zweite (betriebliche) und dritte (private) Säule, die diese Lücke auffüllen sollen, hatten jedoch keinen besonders geglückten Start.

Dem Image der Pensionskassen (mit solchen Instituten schließen Firmen auf freiwilliger Basis einen Vertrag ab, zahlen dann regelmäßig für die Mitarbeiter ein, und diese erhalten später eine Zusatzpension) macht zu schaffen, dass man in den 1990er-Jahren von zu optimistischen Ertragserwartungen ausgegangen ist. Entsprechend hoch wurden die Anfangspensionen angesetzt bzw. entsprechend wenig zahlten die Arbeitgeber ein. Da die Rendite geringer ausfiel als angenommen, mussten einige Pensionen dann laufend gekürzt werden.

Belastende Niedrigzinsen

Der „Zukunftsvorsorge“ machte die Kombination aus Kapitalgarantie und Mindestaktienquote zu schaffen. In Zuge der Finanzkrise musste bei vielen Fonds das Risiko heruntergefahren werden, um die Kapitalgarantie erfüllen zu können. An der Erholung der Märkte nach der Krise partizipierten die Fonds kaum.

Auch Lebensversicherungen werfen in Niedrigzinsphasen kaum hohe Erträge ab. Wer im Alter seine Pension spürbar auffetten will, muss tief in die Tasche greifen. Ein heute 20-Jähriger muss laut Berechnungen der Allianz-Versicherung monatlich 270 Euro zahlen, um mit 65 eine prognostizierte Rente von 1000 Euro zu erhalten. Eine 50-jährige Frau, die mit 60 Jahren in Pension gehen will und jetzt erst eine Versicherung abschließt, müsste monatlich 2450 Euro zahlen, um im Alter in den Genuss von 1000 Euro zu kommen. Bleibt die Frage, ob sie dieses Geld nicht lieber selbst anlegen sollte.

Dafür spricht, dass sie das Geld jederzeit griffbereit hat und auch Gebühren spart. Doch haben Lebensversicherungen, die man sich verrentet ausbezahlen lässt, auch zwei Vorteile: erstens steuerliche, zweitens die Auszahlung bis zum Tod. Die Österreicher würden ihre Lebenserwartung unterschätzen, stellen die Allianz-Experten fest. Laut Umfrage rechnen sie im Schnitt damit, 20 Jahre in der Pension zu verbringen, tatsächlich können Männer beim Pensionsantritt mit 23 und Frauen mit 28 Jahren Restlebenserwartung rechnen.

Allerdings kalkulieren die Versicherungen auch damit, dass ihre Kunden sehr alt werden– und teilen die Pension entsprechend ein. Somit sollte man nicht das ganze Vermögen für die Absicherung des „Langlebigkeitsrisikos“ verwenden. Auf Fonds, Aktien, Sparbücher oder Gold kann man bei Bedarf nicht nur leichter zugreifen, man kann auch frei wählen, wie viel Risiko man eingehen will.

Je länger der Anlagehorizont, desto mehr Risiko kann man eingehen (etwa über eine höhere Aktienquote). Wer Aktien kauft, muss jedoch damit leben können, dass die Kurse vorübergehend einbrechen. Nicht jeder wolle dieses Risiko eingehen, stellt Monika Jung von der Valartis Bank fest. Auch lege nicht jeder Wert auf eine teure Kapitalgarantie (die bei der Zukunftsvorsorge automatisch integriert ist). Andere zögen diese Sicherheit der Chance auf eine höhere Rendite vor.

„Für Risikoaverse ist es wenig sinnvoll, wenn sie nur Aktien haben“, sagt Helmut Praniess von der Privat Bank AG der Raiffeisenlandesbank OÖ. Schon zwecks Streuung sollte man einen Teil des Geldes in Anleihen und einen Teil auf dem Sparbuch für die Liquiditätsreserve halten. Wie hoch der Anteil jeweils sein sollte, hänge von der persönlichen Situation eines Anlegers ab – und könne sich ständig ändern.

Im Laufe eines Anlegerlebens ändert sich jedoch auch der Markt – und die Anleger sollten das im Auge haben. In Niedrigzinsphasen wie derzeit dürften Aktien die bessere Wahl sein, meint Jung. Auch eine Kapitalgarantie sei teurer, wenn die Zinsen niedrig sind, und günstig, wenn sie hoch sind. [ i-Stockphoto ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.03.2014)

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