Der Staat soll die Sammlung Essl retten

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Wegen der Baumax-Finanzprobleme will Minister Ostermayer mit der Familie Essl, Vertretern von Banken, Niederösterreichs sowie des Sozial- und Finanzministeriums um den Ankauf verhandeln.

Wien. Kulturminister Josef Ostermayer lädt wieder zu Gesprächen an den runden Tisch. Diesmal geht es ihm nicht darum, das Burgtheater zu retten, sondern um den Erhalt eines anderen nationalen Kulturguts, der Sammlung Essl. Sie umfasst an die 7000 Werke heimischer und internationaler Gegenwartskunst seit 1945.

In den 1970er-Jahren begannen Baumax-Gründer Karlheinz Essl und seine Frau, Agnes, sukzessive Exponate anzukaufen. „Gäbe es die Sammlung Essl nicht, gäbe es keine Übersicht der österreichischen Kunstgeschichte der vergangenen sechzig Jahre“, sagte Kunstexperte Otto Hans Ressler. Doch am Montag hat das Ehepaar die Sammlung der Republik zum Kauf „angetragen“. Ihr kolportierter Buchwert beträgt 86 Millionen Euro, der Verkehrswert soll ein Mehrfaches davon sein.

Grund des Anpreisens ist ein unerfreulicher: Um die Baumarktkette Baumax ist es schon seit zwei Jahren schlecht bestellt. Nun dürfte es ohne erneute Finanzspritze kein Überleben geben. Das heißt konkret: Im Fall einer Insolvenz würden allein in Österreich 4000 Mitarbeiter ihren Job verlieren. Das will Ostermayer mit seinem Vorstoß nun verhindern. „So schnell wie möglich“ sollen die Familie Essl, Vertreter der Banken, des Landes Niederösterreich sowie des Sozial- und Finanzministeriums zu einem Gipfel ins Kulturministerium geholt werden, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

„Es geht um viel“, sagt Karlheinz Essl. Vor zwei Jahren wurde die Sammlung in eine gemeinnützige Stiftung eingebracht. Laut Essl besteht jedoch eine Nachhaftung, nachdem die Frist von fünf Jahren noch nicht abgelaufen ist. Das heißt, die Banken hätten Zugriff auf die Kunstwerke. Ein Szenario, das gravierende Folgen für den österreichischen Kunstmarkt hätte. Würde die Sammlung Essl nämlich nicht als geschlossene Einheit, sondern ihre Bilder einzeln verkauft, würde „der Wert der österreichischen Kunst in den Keller sinken“, prognostiziert Essl. „Das kann sich weder der Staat noch können sich die Banken leisten. Man darf nicht vergessen, wir haben das Zehnfache an Werken, die in einem Jahr von den beiden Auktionshäusern in Wien verkauft werden.“

„Wären aus dem Schwierigsten heraus“

Doch Essl gibt sich nach den ersten Gesprächen mit Josef Ostermayer zuversichtlich. Von allen Seiten habe es positive Signale gegeben. Die brisante Lage könne „bei aller Tragik noch zu einer Win-win-Situation für alle Seiten werden“. Wenn die Republik die Sammlung übernimmt, sei gesichert, dass die Exponate für alle Zeiten der Öffentlichkeit erhalten bleiben. Für den maroden Konzern wiederum könnte der Kauferlös die notwendige Kapitalspritze bedeuten, um Baumax wieder eine Zukunftsperspektive zu geben. Der Ertrag würde, so Essls Vorhaben, zur Gänze in die Sanierung des Unternehmens fließen. Gemeinsam mit den Banken wolle man sofort eine Refinanzierung erarbeiten. „Ich glaube sicher, dass wir damit aus dem Schwierigsten draußen wären“, sagt Essl.

Natürlich müsse auch noch weiter umstrukturiert werden, Pläne seitens des Managements lägen bereits vor. Dazu gehört auch, dass derzeit alle Standorte im Ausland auf den Prüfstand kommen. Erst danach soll entschieden werden, welche Märkte geschlossen und welche erhalten bleiben sollen.

„Doch zuallererst müssen wir die Sammlung in trockene Tücher bringen“, betont Essl, der sich – obwohl noch kein Termin für die erste Zusammenkunft steht – bald eine grundsätzliche Entscheidung der Teilnehmer erwartet. Mit welchen Vorstellungen Essl in die Gespräche gehe? „Dazu will ich nichts sagen. Wir müssen uns erst klar werden, wie wir weiter vorgehen.“ Einen Schnäppchenpreis könne sich jedenfalls keiner erwarten. „Ich hoffe, dass die Politiker ihre Verantwortung wahrnehmen, und erwarte mir faire Verhandlungen“, sagt er. „Wir alle müssen versuchen – trotz aller Schwierigkeiten –, das Positive an der Sache zu sehen.“

Weitere Infos:www.diepresse.com/essl

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2014)

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