DiTech schließt zehn von 22 Standorten und entlässt 60 bis 80 Mitarbeiter. Ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung ist beantragt, allerdings fehlt nach wie vor die Zusage eines Investors, um die Sanierung zu finanzieren.
Wien. Nach einer Woche Verzögerung ist es nun so weit: Das einstige österreichische Vorzeigeunternehmen DiTech ist insolvent. Am Montag reichte der Computerhändler beim Handelsgericht ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung ein.
Zehn von 22 Filialen werden geschlossen. In Wien, wo DiTech zurzeit acht Filialen betreibt, sperrt nur jene in der Lugner-City zu. Einen Kahlschlag gibt es in den anderen Bundesländern: Geschlossen werden die Standorte in Salzburg, der Linz Plus City, Amstetten, Villach, Kufstein, Horn, Liezen, Kapfenberg und Dornbirn. Von derzeit 255 Mitarbeitern werden – wie bereits angekündigt – 60 bis 80 abgebaut. Das erste Sanierungskonzept beruht also auf einer Fokussierung auf den Stammmarkt Wien, wo DiTech am bekanntesten ist.
Ob der Computerhändler saniert werden kann, steht in den Sternen. Denn immer noch gibt es keine Zusage von einem Investor. Der letzte Woche kolportierte Interessent deutsch-polnischer Herkunft ist vom Tisch. Jetzt verhandelt das Gründerpaar Aleksandra und Damian Izdebski nach eigenen Angaben mit einem österreichischen Konsortium.
25,8 Mio. Euro Schulden
DiTech braucht dringend eine Geldspritze in der Größenordnung von neun Mio. Euro, um überhaupt die Warenlieferung wieder zu gewährleisten. Die Schulden bei den Lieferanten belaufen sich laut aktueller Bilanz auf 9,9 Mio. Euro.
Dazu kommen Verbindlichkeiten bei Banken in der Höhe von 13,3 Mio. Euro. Inklusive anderer Verbindlichkeiten ergeben sich Schulden in der Höhe von 25,8 Mio. Euro. Den Gläubigern wurde eine binnen zweier Jahre zahlbare Quote von 20 Prozent angeboten.
Die Gespräche mit der österreichischen Investorengruppe, die während der Verhandlungen anonym bleiben möchte, seien „in eine neue Phase eingetreten“, sagte Unternehmenssprecher Mario Gündl am Montag zur „Presse“. Welche Beteiligung des Investors an der Firma angestrebt wird, könne man noch nicht sagen. Laut Gläubigerschützer Hans-Georg Kantner vom KSV 1870 soll der Investor DiTech mehrheitlich übernehmen.
Über die Ursachen, warum DiTech in einen finanziellen Engpass geschlittert ist, wird weiterhin spekuliert. Es sei eine unternehmerische Fehlentscheidung gewesen, in einem Zeitraum von fünf Jahren zehn neue Filialen aus dem Boden zu stampfen und zu glauben, dass man das Wachstum aus dem eigenen Umsatz finanzieren könne, analysiert Daniela Fradinger-Gobec vom Alpenländischen Kreditorenverein (AKV). Ein zweiter Grund liege im Sortiment: Das Standbein PCs und Laptops sei mittlerweile überholt. Das Problem mit den mobilen Geräten, die DiTech ja mittlerweile auch vertreibt, sei allerdings, dass die Margen hier (noch) geringer seien.
„Bis die Konkurrenz absäuft“
Das sieht auch Hania Bomba-Wilhelmi vom Markforschungsinstitut Regioplan so: Das Geschäft mit Smartphones und Tablets sei für DiTech nicht ertragreich genug, um die teuren Standorte – vorwiegend in Einkaufszentren – profitabel zu führen. „Natürlich hat die ganze Branche ein Problem mit Preisdruck und geringen Margen. Große Player wie Mediamarkt/Saturn haben aber den Vorteil, dass es mehr Geld im Hintergrund gibt. Die können in Ruhe warten, bis die Konkurrenz absäuft.“
Um sich zu behaupten, brauche DiTech ein Alleinstellungsmerkmal. Nur gutes Service und kompetente Beratung seien in Zeiten, in denen sich Kunden in Eigenregie im Internet informieren können, zu wenig. DiTech-Sprecher Mario Gündl sieht das anders. „Wir sehen keinen Anlass, am Geschäftsmodell etwas zu ändern.“ Mit Serviceleistungen wie der Vor-Ort-Reparatur und der Garantieabwicklung wolle man sich auch weiterhin von reinen Internetanbietern und der grassierenden „Geiz ist geil“-Mentalität absetzen und den Kunden einen echten Mehrwert bieten. Ob sich ein Investor für dieses Konzept erwärmen kann, wird sich dieser Tage zeigen.
AUF EINEN BLICK
Insolvenz. Der Elektrohändler DiTech wurde vor 15 Jahren von Aleksandra und Damian Izdebski gegründet. Heute betreibt DiTech 22 Standorte und beschäftigt 255 Mitarbeiter. Jetzt sollen zehn Standorte geschlossen und 60 bis 80 Mitarbeiter abgebaut werden. Ohne Investor kann die Sanierung allerdings nicht finanziert werden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2014)