Weltbank: Russland droht wegen Krim Rezession

Der Rubel rollt nicht mehr so wie von Moskau erhofft
Der Rubel rollt nicht mehr so wie von Moskau erhofftAPA/EPA/YURI KOCHETKOV
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Der Kapitabfluss könnte bis zu 150 Milliarden Dollar betragen, die russische Wirtschaft um 1,8 Prozent schrumpfen, wenn die Lage weiter eskaliert.

Dass die Krim-Annexion für Moskau nicht billig werden würde, war vorab schon klar. Laut Berechnungen der Weltbank dürfte der Preis für Russlands Landnahme aber noch weit höher ausfallen, als zunächst angenommen: Selbst wenn eine weitere Eskalation der Lage ausbleibt, dürften Investoren in diesem Jahr bis zu 85 Milliarden Dollar abziehen, so die Einschätzung von Birgit Hansl, der Russland-Expertin der Weltbank. Sollte sich die Situation aber verschärfen, dann könnte sich diese Summe auch auf bis zu 150 Milliarden Doller erhöhen. Schon im ersten Quartal haben Investoren laut dem Moskauer Finanzministerium rund 70 Mrd. abgezogen.

Es droht auch eine deutliche Rezession: Das Schrumpfen der Wirtschaft könnte im heurigen Jahr laut den Schätzungen der Weltbank bis zu 1,8 Prozent betragen: "Wir gehen davon aus, dass die politischen Risiken vorerst hoch bleiben. Wenn der Russland-Ukraine-Konflikt eskaliert, könnte die Unsicherheit angesichtss drohender Sanktionen aus dem Westen und der russischen Reaktion darauf steigen." Beruhige sich die Lage wieder, sei immerhin noch ein Plus von 1,1 Prozent möglich, das ist allerdings nur halb so viel, wie noch im Dezember erwartet worden war.

Der Rubel verliert rasant an Wert

Kapitalflucht und Rezession sind nicht die einzigen drohenden Folgen der Krim-Krise, damit einher geht auch ein Wertverlust des Rubel: Die Inflationsrate wird nach den Schätzungen der Weltbank heuer bei 5,5 Prozent liegen. Schon im März musste die Moskauer Zentralbank laut Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters satte 24 Milliarden Dollar zur Stützung des Rubel ausgeben.

Die G7-Staaten, die Russland diese Woche sozusagen "entfreundet" haben, wollen es vorerst bei der zweiten Stufe der Sanktionen belassen, die gezielt gegen einige Personen aus dem Umfeld von Wladimir Putin gerichtet sind. Breitere Wirtschaftssanktionen soll es erst geben, wenn Russland die Lage im Osten der Ukraine weiter destabilisiert, oder ähnliches in anderen ehemaligen Sowjetrepubliken wie etwa Moldawien versucht.

Auf ausländisches Kapital angewiesen

Schon vor der Krim-Krise stand Russland wirtschaftlich keineswegs blendend da. Gerade einmal um 1,3 Prozent war die Wirtschaft im vergangenen Jahr gewachsen. Von Traumraten wie nach der Jahrtausendwende von im Schnitt sieben Prozent im Jahr ist das noch immer stark von Energieexporten abhängige Land weit entfernt. Russland benötigt westliches Kapital, um seine Wirtschaft zu differenzieren und global wettbewerbsfähig zu machen.

Sollte westliches Geld künftig einen Bogen um Russland machen, könnte das fatale Auswirkungen haben: "Russische Unternehmen gehören zu den aktivsten auf den internationalen Anleihemärkten", warnte vor kurzem Francesc Balcells vom kalifornischen Vermögensverwalter Pimco. Russland habe viel unternommen, um seinen Anleihenmarkt zu öffnen: "Jede Konfrontation mit dem Westen würde diese Erfolge zerstören." Die Krim-Krise erwies sich denn auch als Gift für das Investoren-Vertrauen.

Ukraine: Gas wird um 50 Prozent teurer

Doch auch für die Ukraine wird der Konflitk teuer: Der Gaspreis wird ab Mai um mehr als 50 Prozent angehoben.  Das teilte ein Vertreter des staatlichen Energiekonzerns Naftogaz am Mittwoch mit. Weitere Erhöhungen seien bis 2018 geplant. Der unpopuläre Schritt ist eine Reaktion auf eine Forderung des Internationalen Währungsfonds, der der Ukraine mit einem Rettungspaket von 15 bis 20 Milliarden Dollar unter die Arme greifen will.

Russland als wichtigster Gas-Lieferant will bereits im zweiten Quartal Rabatte streichen, weil angeblich viele Rechnungen seitens der Ukraien nicht beglichen worden seien. Erst im Dezember hatte Russland den Gaspreis für die Ukraine gesenkt, zur Belohnung, nachdem der inzwischen abgesetzte Präsident Viktor Janukowitsch ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union überraschend scheitern hatte lassen.

(APA/Reuters)

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