Sanierung: Baumax bastelt an neuem „Marshallplan“

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Baumax, Sanierung(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Die schwer angeschlagene Heimwerkerkette soll mithilfe von Berater Roland Berger bis Ende April ein neues Fortführungskonzept erarbeiten. Fünf Osttöchter sollen geschlossen werden.

Wien. Ein Blick in das Firmenbuch genügt, um ein gutes Bild von der Misere bei Baumax zu bekommen: Ende Juni 2012 erhielt das Heimwerkerunternehmen eine Kapitalspritze von 78 Mio. Euro von seinen Gläubigerbanken. Knapp eineinviertel Jahre später, Ende September 2013, war nicht nur dieses frische Geld verbrannt, sondern das gesamte Eigenkapital auf 300.000 Euro geschrumpft. Jetzt, ein weiteres halbes Jahr später, dürften die großteils schwer defizitären Osttöchter den Kapitalpolster komplett aufgezehrt haben. Gleichzeitig sollen die gesamten Verbindlichkeiten die Milliardengrenze erreicht haben.

„Eine buchmäßige Überschuldung löst Fristen im Konkursrecht aus – deshalb dürfte Konzerngründer Karlheinz Essl jetzt seine Kunstsammlung zum Verkauf anbieten“, nennen Gläubigerschützer einen plausiblen Grund für Essls ungewöhnlichen Schritt. Der Verkauf der 7000 Werke umfassenden Sammlung – Essl hat sie dem Staat angeboten – ist Teil eines neuen Sanierungsplans, der bis Ende April vorliegen soll. Dieser Marshallplan soll, wie „Die Presse“ in Erfahrung bringen konnte, das bereits 2012 unter der Ägide von Berater Roland Berger erarbeitete und Mitte 2013 revidierte Restrukturierungskonzept ersetzen. Wieder ist Roland Berger am Werk, wieder sollen Gläubigerbanken, Leasinggesellschaften und Kreditversicherer zusammen helfen.

Der alte Plan, der eine Stundung der Kreditzinsen bis 2016 im Gegenzug zur Erreichung bestimmter Ertragsziele vorsah, ist doppelt obsolet: Zum einen dürften die Planziele nicht erreicht worden seien und zum anderen war im Plan der Erhalt aller Osttöchter enthalten. Nun will man sich dem Vernehmen nach sogar von fünf Ostgesellschaften – in Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Slowenien und der Türkei – trennen. Sie sollen liquidiert werden, wobei Vermögenswerte verkauft und damit Verbindlichkeiten zumindest teilweise getilgt werden.

Waren werden geliefert

„Das Konzept, sich von den Verlustbringern zu trennen, ist gut“, sagt Marina Machan-Kaiser von der Prisma Kreditversicherung. Damit könnte vor allem der Fortbestand des Österreichgeschäfts und der restlichen Töchter gesichert werden. „Wir werden Baumax auch weiterhin unterstützen und somit die Warenlieferungen in den verbleibenden Ländern sichern.“ Derzeit dürften die Kreditversicherer generell die Deckung für Lieferungen an Baumax offenhalten, weshalb es auch keine Warenausfälle gibt.

Ein Teil der Schließungskosten soll aus dem Verkaufserlös der Kunstsammlung kommen, die einen Buchwert von 86 Mio. Euro hat. Bis es so weit ist, dürfte es dauern, zumal der Widerstand gegen einen Einstieg des Staates groß ist. Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) will bei dem runden Tisch am 2. April, zu dem er Vertreter des Landes Niederösterreich, der Gläubigerbanken Bank Austria, Raiffeisen und Erste Bank, des Arbeits-, Finanz- und Wissenschaftsministeriums sowie die Familie Essl gebeten hat, erst einmal „Fakten zur wirtschaftlichen Lage der Handelskette, der Arbeitsplätze und der Kunstsammlung“ auf dem Tisch haben. „Für eine Diskussion über Details und die Bewertung der angebotenen Kunstsammlung ist es zu früh“, stellte Ostermayer klar.

„Wenn ich gefragt werde, ob ich helfen kann, 4000 Arbeitsplätze zu retten, ist es selbstverständlich, dass ich alle Beteiligten zu einem Gespräch einlade“, so der Kulturminister.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2014)

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