Umfragen geben der ehemaligen Premierministerin derzeit nur rund zehn Prozent. Der Polit-Veteranin wird jedoch eine Aufholjagd zugetraut. Ein heftiger verbaler Ausritt gegen Wladimir Putin brachte ihr zuletzt Kritik ein.
Nun also doch: Die ukrainische Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko tritt bei der vorgezogenen Präsidentenwahl am 25. Mai an. Dies bestätigte die Politikerin am Donnerstag vor Journalisten in Kiew.
Schon bei ihrem ersten Auftritt auf dem Kiewer Maidan kurz nach dem Umsturz in der Ukraine Mitte Februar hatte sie zwar angedeutet, kandidieren zu wollen. Seither hat sie Festlegungen dazu jedoch vermieden und das Thema bewusst im vagen gelassen.
Ein Grund könnten auch die anhaltend schlechten Umfragewerte sein, laut denen "Schokoladen-König" Petro Poroshenko, ein wichtiger Financier der neuen Machthaber, unangefochten auf Platz eins liegt, während Timoschenko und der ehemalige Box-Champion Vitali Klitschko weit abgeschlagen bei jeweils nur rund zehn Prozent der Stimmen liegen. Der mit allen Wassern gewaschenen Polit-Veteranin wird jedoch eine Aufholjagd zugetraut.
Sollte Poroschenko die Wahl gewinnen, werde sie ihn bei seinen Reformen unterstützen, sagte Timoschenko bei der Pressekonferenz am Donnerstag laut Medienberichten. Gleichzeitig sagte sie sinngemäß, die Ukraine hätte keine Zukunft mit Oligarchen. Dies ist insofern interessant, als der schwerreiche Poroschenko in internationalen Medien immer wieder zu seinem Leidwesen als Oligarch bezeichnet wird.
"Putin in die Stirn schießen"
Die Politikerin hatte in den vergangenen Tagen international Kritik auf sich gezogen, nachdem ein abgehörtes Telefonat Timoschenkos mit dem ehemaligen Vizechef des Nationalen Sicherheitsrates im Internet veröffentlicht worden war. In diesem Gespräch sagt sie, sie sei notfalls bereit, "eine Maschinenpistole in die Hand zu nehmen und diesem Bastard in die Stirn zu schießen". Gemeint war damit Russlands Präsident Wladimir Putin. Man müsse "zu den Waffen greifen und diese verdammten Russen zusammen mit ihrem Anführer abknallen".
Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel, die sich sehr für Timoschenko eingesetzt hatte, als diese noch nach einem Polit-Prozess im Gefängnis saß, ließ der ukrainischen Politikern durch ihren Sprecher ausrichten, dass diese damit "eine Grenze überschritten" habe.
Timoschenko war bereits bei der Präsidentenwahl 2010 angetreten, damals aber dem nun im Februar gestürzten Viktor Janukowitsch unterlegen. Die Wahl war von internationalen Beobachtern als weitgehend frei und fair eingestuft worden. Timoschenko verlor auch deshalb, weil das Lager der Orangen Revolution, dessen Ikone sie einst war, sich seit 2005 völlig diskreditiert hatte, vor allem durch einen Dauerstreit zwischen Präsident Viktor Juschtschenko und seiner zweitweiligen Premierministerin Timoschenko.
(APA/Reuters/hd)