Raiffeisen: Doch kein Verkauf der Ukraine-Tochter?

Raiffeisen Bank International Chief Executive Sevelda attends a news conference in Vienna
Raiffeisen Bank International Chief Executive Sevelda attends a news conference in ViennaREUTERS
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Die RBI erwägt, die Töchter in Ungarn und der Ukraine im Konzern zu behalten. Das Staatsgeld will sie so bald wie möglich loswerden.

Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat die geplanten Verkäufe ihrer Töchter in der Ukraine und in Ungarn bisher nur auf Eis gelegt. RBI-Chef Karl Sevelda überlegt derzeit aber, diese Banken zu behalten. Sevelda sagte am Donnerstag, er könne sich gut vorstellen, "dass wir eine Änderung der Strategie vornehmen", die ukrainische Aval Bank also im Konzern bleibt - je nachdem wie sich die Lage entwickelt.Vorher stellt man sich in der RBI aber offenbar noch auf neue Belastungen ein: 2014 droht ein Verlust, nachdem sie im Vorjahr einen Nettogewinn von 101 Millionen Euro geliefert hat.

Fast alle Krim-Filialen dicht

Auf der Krim, die zwei Prozent des Geschäfts der Aval Bank ausmacht, sind derzeit 26 der 32 Filialen dicht. Geprüft wird jetzt, das Geschäft auf die Russland-Bank zu übertragen.Sevelda sagte, er wolle die Lage in der Ukraine nicht schönfärben. Selbstverständlich gebe es hier "Risiken für die Aval Bank und für die RBI."

Dass die österreichische Finanzaufsicht die Rückzahlung der in der Krise eingeschossenen 1,75 Milliarden Euro Staats-PS-Kapital jetzt im März nicht erlaubt hat, wurmt die Raiffeisen-Bankchefs. Man hofft nun bis spätestens Mitte August - eher aber früher - auf grünes Licht durch die Aufsicht. Notfalls könnte sich Raiffeisen an die Verwaltungsrichter wenden. Auf einen Gerichtsstreit mit der FMA will es der Konzern aber nicht ankommen lassen.

Der Vorstand sieht die Gruppe ausreichend kapitalisiert, auch wenn im anstehenden Bilanzcheck durch die Europäische Zentralbank (EZB) und darauf aufbauend im Stresstest der Bankenaufsicht "das Kapital gestresst wird". Eine Kapitalerhöhung im Jänner brachte 2,8 Milliarden Euro ein.

Russische Tochter als Cashcow

Cashcow im Konzern war auch 2013 die Bank in Russland, wo Raiffeisen besonders mit großen Firmen und wohlhabenden Kunden im Geschäft ist. Für Russland ist Sevelda trotz der aktuellen Krise positiv gestimmt. Er geht nicht davon aus, dass es hier zu einem "Sanktionenwettlauf" kommt. Da gäbe es für alle Seiten nur Verlierer. Russland bleibe ein interessanter Bankenmarkt, wenn die Krise vorüber sei.Mit natürlichen Personen auf den diversen Sanktionenlisten hat Raiffeisen nach eigenen Angaben keine Geschäfte laufen. Dem Vernehmen nach liefen mit einer Firma aus der Gunvor-Ölhandelsgruppe Geschäfte.

2013 lieferte das Russlandgeschäft in der RBI einen Nachsteuergewinn 469 Millionen Euro ab. Zum Vergleich: Im Gesamtkonzern RBI lag der Gewinn nach Steuern bei 603 Millionen Euro. Ob man von den kolportierten Milliarden-Abflüssen aus Russland betroffen ist? "Nicht dass ich wüsste", so Sevelda. Die Abwertungen der russischen und der ukrainischen Währung waren jedenfalls bis März schon im Kapital zu spüren. Anders als die Bank Austria hat die RBI zuletzt keine riesigen Firmenwertabschreibungen auf Osttöchter gemacht. "Es war nie unsere Politik, überteuerte Banken einzukaufen", versichert Raiffeisen.

Ungarn-Tochter: Keine attraktiven Angebote

Den Verkauf der auch 2013 schwer defizitären Tochter in Ungarn hat Raiffeisen mangels attraktiver Angebote zu Jahresbeginn "von der Agenda genommen". Diese Tochter schrieb auch 2013 einen Verlust von 116 Millionen Euro, unter anderem wegen der horrenden Bankensteuern in dem Land. Die Situation gilt in Ungarn nach wie vor als kritisch, aber die Bank entwickle sich momentan besser als befürchtet. Hier gilt laut Vorstand ähnlich wie in der Ukraine: Abhängig von der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung im Land könnte die Ungarn-Bank auch im Konzern verbleiben.

Zufrieden war Sevelda mit dem Verlauf in Albanien, Weißrussland, Serbien und Rumänien - die Töchter hätten "sehr gute" Ergebnisse gebracht. Mehr als verdoppelt wurden die Verluste in Slowenien. Rot bilanzierte 2013 auch China.

(APA)

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