Rot-Weiß-Rot-Karte spielt bei der Zuwanderung kaum eine Rolle

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Fachkräfte kommen in erster Linie aus dem EU-Raum. Im Sozialministerium ist man mit der Entwicklung nicht unzufrieden.

Wien. Seit fast drei Jahren gibt es in Österreich die Rot-Weiß-Rot-Karte, die für eine gezielte Zuwanderung von Fachkräften sorgen sollte. Tatsächlich spielt dieses Instrument aber kaum eine Rolle: Im Vorjahr wurden, wie aus einer parlamentarischen Anfragebeantwortung von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner hervorgeht, gerade einmal 1702 Anträge auf die Rot-Weiß-Rot-Karte bewilligt.

Damit deckt diese Karte nur einen minimalen Anteil der tatsächlichen Zuwanderung ab. Mehr als 100.000 Personen dürften im Vorjahr nach Österreich zugewandert sein, ein großer Teil davon aus der EU. Immerhin noch 36.608 kamen aus Drittstaaten und benötigten eine Aufenthaltsbewilligung. Beim Rest handelt es sich beispielsweise um Familienangehörige, Studenten oder ehemalige Asylwerber.

Selbst unter den Inhabern der Rot-Weiß-Rot-Karte dominiert nicht unbedingt jene Gruppe, für die dieses Instrument eigentlich gedacht war: Laut einer Statistik des Innenministeriums gab mit Jahresende 2013 gerade einmal 86 Personen in der Kategorie „besonders Hochqualifizierte“ – also Wissenschafter und Manager, die man eigentlich anlocken wollte. 388 waren Fachkräfte in Mangelberufen und 919 „sonstige Schlüsselkräfte“. In letztere Kategorie fallen auch Fußballer und Eishockeyspieler.

„Die Entwicklung der Rot-Weiß-Rot-Karte ist bescheiden“, meint dazu Neos-Abgeordneter Gerald Loacker, der die Anfrage gestellt hat. Allein mit dem Behördenverfahren für die Rot-Weiß-Rot-Karte signalisiere Österreich interessierten Zuwanderern, dass sie nicht willkommen seien. Dieses dauere viel zu lang und sei „eine Zumutung“. Die Neos wollen die geforderten Einkommensgrenzen senken und die Rot-Weiß-Rot-Karte auch für Bachelor-Absolventen öffnen.

Im Sozialministerium dagegen ist man mit der Entwicklung nicht unzufrieden. Die Rot-Weiß-Rot-Karte sei weiterhin ein „praktikables Instrument“, sagte ein Sprecher. Und der Bedarf an qualifizierter Zuwanderung sei aus dem EU-Raum gedeckt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2014)

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