Gletscher schmelzen ab, Treibhausemissionen erhöhen das Risiko für Bürgerkriege, Hungersnöte und Überflutungen, warnt der Weltklimarat IPCC.
Der vom Menschen verursachte Klimawandel hat schon jetzt schwerwiegende Auswirkungen auf allen Kontinenten und in den Meeren. Wie viel schlimmer es durch die voranschreitende Erderwärmung noch kommen wird, hängt davon ab, was der Mensch in naher Zukunft dagegen unternimmt. Das ist der Kern des neuen Weltklimaberichts, dessen zweiten Teil der Weltklimarat IPCC am Montag in Yokohama vorlegte.
"Wir bewegen uns auf schmalem Grat", sagte Greenpeace-Klimaexpertin Kaisa Kosonen. "Aber wenn wir mutig handeln und den Treibhausgasausstoß schneller senken (als geplant), können größere Bedrohungen für die menschliche Sicherheit noch vermieden und lebenswichtige Meeressysteme, Wälder und Arten geschützt werden."
Warnung vor "irreparablen Folgen"
Der Klimawandel lässt nicht nur die Gletscher abschmelzen, verändert Ökosysteme und drängt Arten an den Rand des Aussterbens. Er bedroht auch die Nahrungsversorgung der Menschen weltweit, heißt es in dem Bericht. Schon jetzt gibt es laut IPCC deutliche Beeinträchtigungen bei den Ernteerträgen von Weizen und Mais. Treibhausemissionen würden das Risiko für Bürgerkriege, Hungersnöte und Überflutungen in den kommenden Jahrzehnten vergrößern. Steigende Temperaturen erhöhten die Wahrscheinlichkeit "schwerer, tiefgreifender und irreparabler Folgen", heißt es in dem Bericht.

"Der Bericht ist da und die Botschaft klar: Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Nahrungsversorgung sind schlimmer als zuvor geschätzt", sagte Tim Gore von der Hilfsorganisation Oxfam. Erstmals habe der Klimarat zudem anerkannt, dass eine Zunahme der extremen Wetterlagen auch die Preise für Nahrungsmittel nach oben treibe. "Ohne schnelle Taten bei der Anpassung und der Emissionsreduzierung könnte das Ziel, dass jeder genug zu essen hat, für immer verfehlt werden", warnte Gore.
Im September wurde der erste Teil des Weltklimaberichts veröffentlicht. Er machte die Verantwortung des Menschen für die Erderwärmung deutlich. In Teil zwei geht es um die Konsequenzen. In Teil drei, der Mitte April in Berlin veröffentlicht werden soll, sollen mögliche Lösungen aufgezeigt werden.
Klimawandel auch in Österreich
"Die Ergebnisse sind eine eindeutige Aufforderung", betonte Georg Rebernig, Geschäftsführer des Umweltbundesamtes (UBA), am Montag in einer Aussendung. Der Klimawandel sei auch in Österreich wirksam.
Mit dem Klimwandel steigen die Risiken von weiteren Auswirkungen auf natürliche und gesellschaftliche Systeme, warnte Rebernig. "Vor allem im Bereich der Erwärmung sind die Daten recht eindeutig", ergänzte Michael Staudinger, Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). "Für den Alpenraum stehen seit rund 250 Jahren Messdaten zur Verfügung. Von den 25 wärmsten Jahren in Österreich dieser langen Klimareihe fallen 17 Jahre in den Zeitraum seit 1989."
Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von Global 2000, betonte in einer Stellungnahme auch die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels. Der britische Ökonom Nicholas Stern habe bereits 2006 die Schäden auf bis zu 20 Prozent des Weltbruttosozialprodukts geschätzt. "Die Schäden des Klimawandels überwiegen bei weitem die Kosten der Untätigkeit. Die Politik muss jetzt in Klimaschutz investieren, um uns und kommende Generationen zu schützen", forderte Wahlmüller.
(APA/dpa/AFP/Red.)