IV kontert AK: "Niedrige Ausschüttungen hemmen Investitionen"

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Die Ak hatte kürzlich hohe Ausschüttungen der Unternehmen an die Aktionäre kritisiert. Stimmt nicht, sagt die Industriellenvereinigung und legt eine gegenteilige Studie vor.

Das Hickhack um die Ausschüttungen von Unternehmen an ihre Anktionäre geht weiter. Die Industriellenvereinigung (IV) widerspricht der Arbeiterkammer (AK) in ihrer Kritik an zu hohen Gewinnausschüttungen. "Ausschüttungen garantieren, dass die Eigentümer dem Unternehmen vertrauen und investieren. Niedrige Ausschüttungen hemmen dagegen die Investitionstätigkeit", sagte IV-Generalsekretär Christoph Neumayer am Dienstag bei einem Pressegespräch in Wien.

Der Konter der AK ließ nicht lange auf sich warten. Sie hat nun ihrerseits der IV widersprochen und hält das Argument, dass niedrige Ergebnisausschüttungen die Investitionskraft von Unternehmen hemmen, für nicht nachvollziehbar. Zudem weist sie den Vorwurf zurück, in ihren Analysen mit "holprigen Argumentationen und unvollständigen Zahlen" zu arbeiten. Die AK analysiert seit vier Jahren die Bilanzen von insgesamt rund 1.500 Kapitalgesellschaften. "Das ist ein ungleich größeres Sample als die heute von Seiten der Industrie präsentierte Studie mit nur 50 Unternehmen", kontert der Leiter der AK Wien Abteilung für Betriebswirtschaft, Heinz Leitsmüller, am Dienstag in einer Aussendung.

Zuvor hatte die AK kritisiert, dass Firmen 2012 knapp 40 Prozent der Löhne und Gehälter an die Aktionäre ausgeschüttet haben, was die IV zu einer Richtigstellung auf den Plan rief. Die IV kommt hier nach heutigen Aussagen auf elf Prozent, da die Arbeiterkammer Steuern und Abgaben nicht mitberücksichtigt. Auch die Berechnung der AK, wonach die Steuerleistung der Firmen mit 19 Prozent deutlich unter dem Körperschaftsteuersatz von 25 Prozent lag, kann die IV nicht nachvollziehen. "Die Steuerleistung liegt näher bei 25 Prozent als unter 20 Prozent", so Neumayer.

Keine Steigerungen feststellbar

Gemeinsam mit dem Aktienforum hat die IV eine Studie zum Ausschüttungsverhalten österreichischer Firmen in Auftrag gegeben. Untersucht wurden 50 börsen- sowie nicht-börsennotierte Unternehmen. Das Ergebnis: Es sei keine Steigerung der Dividendenausschüttungen auf Kosten des Personals oder anderer Stakeholder feststellbar. Sowohl Ausschüttungen als auch Investitionen seien im Untersuchungszeitraum 2007 bis 2012 stark zurückgegangen. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage seien zwischen 2007 und 2012 (auf Konzernbasis) rund 26.000 Arbeitsplätze geschaffen worden. Vergleicht man die Zahlen von 2008 und 2012, kam es jedoch zu einem Einbruch der Jobs um über 9.000.

Dass die Investitionstätigkeit der Unternehmen noch nicht wieder angesprungen ist, liegt laut Robert Ottel, Präsident des Aktienforums, an der mangelnden Nachfrage. Denn grundsätzlich könnten sich Firmen derzeit zu günstigen Konditionen verschulden. Die Unternehmen seien verhalten, denn die Wirtschaft boome noch nicht, wenngleich sie wieder anziehe, so Ottel.

IV: Zu wenige Erweiterungsinvestitionen

IV-Generalsekretär Neumayer zeigte sich besorgt darüber, dass Firmen momentan mehr Restrukturierungs- statt Erweiterungsinvestitionen vornehmen würden. In diesem Zusammenhang kritisierte die IV erneut, dass Österreich zwischen 2008 und 2013 unter den Ländern der Währungsunion den höchsten Anstieg der Arbeitskosten verzeichnete. "Es besteht die Gefahr, dass Unternehmen zunehmend woanders investieren und nicht mehr in Österreich", so Neumayer.

Die Haftungen des Staates für Firmenkredite, derzeit aufgrund der Haftungen für bauMax in aller Munde, bezeichnete Ottel als einen in der damaligen Situation "richtigen Schritt". Der Großteil der Finanzierungen sei bereits zurückgezahlt worden. Welche Firmen im Rahmen des "Unternehmensliquiditätsstärkungsgesetzes" (ULSG) Kredite in Anspruch genommen haben, sagten Ottel und Neumayer auf Nachfrage nicht. Die Republik übernahm in der Krise Haftungen für rund 50 Firmen.

(APA)

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