Schlumberger stoppt Ausbau wegen Sektsteuer

Schlumberger
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Niederösterreich. Die Sektkellerei legt Pläne ad acta, ihre Produktion in Bad Vöslau zu bündeln. Außerdem erwägt das Traditionsunternehmen, angesichts „unternehmensfeindlicher Politik" ins Ausland abzuwandern.

Bad Vöslau. Die Sektkellerei Schlumberger begräbt Pläne, ihren Stammsitz in Bad Vöslau auszubauen - und erwägt sogar, die Produktion vollständig in Ausland zu verlegen. Der Grund: Die Erhöhung der Alkoholsteuer um ein Fünftel und die Wiedereinführung der Schaumweinsteuer mit Anfang März.

Zuletzt hatte das an der Wiener Börse notierte Unternehmen Pläne gewälzt, die Produktion, bisher aufgeteilt zwischen Wien-Heiligenstadt und dem Vöslauer Goldeck, wo die Kellerei 1842 von Robert Alwin Schlumberger gegründet worden war, an letzterem zusammenzulegen.
Damit hätte einerseits mehr Kapazität für weiteres Wachstum geschaffen werden sollen - binnen fünf Jahren würde die Produktion von sieben Millionen Flaschen der Marken Schlumberger, Goldeck und Hochriegl auf zehn Millionen steigen, hieß es 2012. Andererseits hätte die Produktion durch die Zusammenlegung rationalisiert werden sollen - derzeit werden die Trauben in Vöslau zum Rohsekt verarbeitet, der dann per Lkw nach Wien expediert und dort weiter veredelt wird.

Hätte. Der „Presse" liegt ein mit 28. Februar datierter Brief von Schlumberger-Vorstand Herbert Jagersberger vor, in dem er den Vöslauer Bürgermeister Christoph Prinz informiert, dass man von den bisherigen Plänen „in absehbarer Zeit Abstand nehmen" müsse. Den Grund liefert Jagersberger gleich mit: „die Maßnahmen der Regierung zur Erhöhung der Alkohol- und Wiedereinführung der wettbewerbsverzerrenden und diskriminierenden Schaumweinsteuer".

Ein Euro Steuer pro Liter Sekt

Das Datum des Briefs war nicht zufällig gewählt: Mit 1. März trat unter anderem die (2005 abgeschaffte) „Schaumweinsteuer" von einem Euro pro Liter wieder in Kraft. „Wir müssen durch die neuerliche Diskriminierung österreichischer Sektprodukte gegenüber italienischen Prosseci und Frizzante mit einem Rückgang von bis zu 30 Prozent rechnen", erklärt ein Schlumberger-Sprecher gegenüber der „Presse".

Die Folge könnte sein, was Jagersberger in seinem Brief ankündigt: „Aufgrund dieser unternehmensfeindlichen Politik und Benachteiligung heimischer Erzeuger sehen wir uns gezwungen, auch eine Verlagerung ins Ausland in Erwägung zu ziehen". Derzeit beschäftigt Schlumberger in Österreich rund 220 Mitarbeiter und hat rund 450 heimische Winzer als Zulieferer unter Vertrag.
Die Lokalpolitik ist angesichts der Schlumberger-Absage in Aufruhr: Niederösterreichs FPÖ-Landesobmann Christian Höbart spricht von einer „Arbeitsplatzvernichtung erster Klasse": „Von ,Entfesselung der Wirtschaft‘ kann keine Rede sein. Vielmehr von einer Knebelung, die an Sabotage grenzt."

(Die Presse. Printausgabe vom 2.4.2014)

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