Die Gläubigerbanken wollen der angeschlagenen Baumarktkette Schulden nachlassen, wenn der Eigentümer selbst Geld einschießt. Auch ein strategischer Investor wird verlangt.
Wien. 4000 Arbeitsplätze in Österreich in Gefahr: Das war ein Drohpotenzial, dem sich die Politik nicht entziehen konnte. Als der Gründer der Baumarktkette Baumax, Karlheinz Essl, vor zehn Tagen seine 7000 Werke umfassende Kunstsammlung dem Staat zum Kauf anbot, sorgte er für unglaubliches Aufsehen. Der sonst öffentlichkeitsscheue Unternehmer hatte eingestanden, dass es seinem Unternehmen, das in Summe 9000 Mitarbeiter hat, schlechter gehe als bisher angenommen und es dringend eine Refinanzierung brauche.
Mittwochabend war alles anders. Nach einem runden Tisch, zu dem Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) Essl und das Baumax-Management, die Gläubigerbanken sowie die Minister Reinhold Mitterlehner (Wirtschaft) und Rudolf Hundstorfer (Soziales) geladen hat, steht fest: Der Staat kauft die Sammlung Essl, die einen Buchwert von 86 Mio. Euro hat, nicht. Die Begründung von Hundstorfer konnte klarer nicht sein: „Wir als Staat haben unsere Grenzen, die so sind, wie sie sind.“
Essl gab sich – anders als noch vor wenigen Tagen – dennoch zuversichtlich: Die Sammlung und das Museum würden fortgeführt und an niemand anderen verkauft. In der Sammlung Essl Kunstverwaltung gebe es Vermögenswerte. Im Jahresabschluss 2012 weist die Firma aber nur Kapitalrücklagen von 5,5 Mio. Euro aus.
Standortgarantie
Nicht weniger optimistisch tönte Essl für die Heimwerkerkette, für die er eine „Standort-, aber keine Jobgarantie“ gab. Man wolle sich aus der Türkei und aus einigen Ländern Osteuropas zurückziehen, wofür man zwar Geld brauche. Aber er sei guter Dinge, Baumax schon 2016 wieder dort zu haben, wo das Unternehmen einmal gestanden ist.
Was ist jetzt anders als vor zehn Tagen? Nichts, man sei wieder am Start, lautet die lapidare Antwort aus Kreisen der Gläubiger, die die Kommunikationspolitik des Unternehmens als kontraproduktiv kritisieren. Der Ruf nach dem Staat habe das Image des Unternehmers mehr beschädigt, als er genützt habe. Baumax wird von PR-Mann Wolfgang Rosam beraten, wie dieser der „Presse“ bestätigt. Die Idee, den Staat einzuschalten, sei von Essl selbst gekommen. „Den Versuch war's wert“, sagt Rosam.
Faktum ist, dass am 28. April die Stunde der Wahrheit schlägt. Wie berichtet bastelt Essl mithilfe von Berater Roland Berger an einem neuen Sanierungsplan. Dieser soll mit den Geschäftszahlen 2013 an diesem Tag den Gläubigern mit Raiffeisen, Erste Group und Bank Austria an der Spitze vorgelegt werden. Das Konzept, das den 2012 erarbeiteten und 2013 revidierten Plan ersetzen soll, geht vom Rückzug aus der Türkei sowie aus Rumänien, Bulgarien, Kroatien und Slowenien aus. Dort befinden sich die größten Verlustbringer.
Hatten die Banken im alten Plan die Kredite bis September 2016 tilgungsfrei gestellt, geht es jetzt um viel mehr: Wie „Die Presse“ erfuhr, erwägen die Institute einen Schuldennachlass (Haircut). Allerdings ist dieser an harte Bedingungen geknüpft. Essl müsse selbst Geld in die Hand nehmen. Überdies soll ein strategischer Investor gefunden werden. Interessenten gebe es, heißt es. Essl hatte am Samstag über Firmensprecherin Monika Voglgruber ausrichten lassen, er verkaufe keine Anteile.
Eine Mrd. Euro Schulden
Vorausgesetzt, der Restrukturierungsplan erweist sich als schlüssig, ist eine Einigung darauf dennoch schwierig. Denn es sind bei Baumax rund 30 Banken und Leasingfirmen, davon die Hälfte ausländische, engagiert. Die Verbindlichkeiten betragen in Summe eine Mrd. Euro. Außerdem ist nicht klar, wie viel Geld Essl flüssigmachen kann. Die Familie hat bisher 52 Mio. Euro eingeschossen, die Banken haben Mitte 2012 knapp 80 Mio. Euro gegeben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2014)