DiTech-Pleite: "Filialen wurden aus dem Boden gestampft"

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Warum ist das einstige Vorzeigeunternehmen gescheitert? Experten über die Gründe der Pleite von DiTech - und darüber, warum sich Filialkonzepte von IT-Unternehmen nicht bewährt haben.

Am Donnerstag musste der Computerhändler DiTech Konkurs anmelden. Aktiva von 16 Millionen Euro stehen Passiva von 30 Millionen gegenüber. 255 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz, alle Filialen werden geschlossen. Der Masseverwalter will den Abverkauf des auf 2,5 Millionen Euro geschätzten Warenlagers umgehend starten. Aber wie ist es dazu gekommen, dass der von Aleksandra und Damian Izdebski gegründete Vorzeigeunternehmen scheiterte? DiePresse.com hat bei Experten nachgefragt.

Wachstum zu schnell

Es sei definitiv ein Hasardspiel gewesen, innerhalb von fünf Jahren zehn neue Filialen aus dem Boden zu stampfen, sagte Wolfgang Richter vom Marktforschungsinstitut RegioPlan. Wenn ein Händler seine Expansion über Kredit finanziere und nicht aus dem Cashflow, dann könne es sehr schnell eng werden, so Richter.

Bei der Wirtschaftskammer war das ehemalige Vorzeigeunternehmen DiTech gut angeschrieben. Ulrich Fuchs, Obmann der zuständigen Sparte Computer- und Maschinenhandel in der WKÖ, attestiert gegenüber DiePresse.com DiTech große Kompetenz und eine relevante Marktstellung. Die Fehler seien jedoch in der Finanzierung gelegen, schließt sich Fuchs der Argumentation Richters an. "Das Wachstum ging zu schnell, die Filialen wurden regelrecht aus dem Boden gestampft", fasst Fuchs zusammen. Dazu seien jedoch die Spannen in der Hardwarebranche viel zu gering.

Expansion nicht finanzierbar

Auch für Wolfgang Krejcik, Kammerkollege von Fuchs aus der Elektrosparte, sind die niedrigen, einstelligen Preisaufschläge das große Manko der IT-Branche. Bei einem Jahresumsatz von 120 Millionen Euro könne man sich dann leicht ausrechnen, wie hoch die Erträge des Unternehmens waren. Aber allein die Personalkosten für  250 Mitarbeiter schlugen mit gering geschätzten 7,5 Millionen Euro zu Buche. Da war noch keine Miete bezahlt. "Wie soll da eine Expansion finanziert werden? Ich kann die Vorgangsweise nicht nachvollziehen", fehlt Krejcik jedes Verständnis für das viel zu schnelle Wachstum.

Auch der Online-Handel mit Amazon und Konsorten setzt die Branche mit aggressiven Preisen unter Druck. Filialkonzepte, wie das von DiTech verfolgte, hätten in der Vergangenheit schon Unternehmen wie Birg oder Vobis zur Aufgabe gezwungen, sagt Fuchs. Niedrige Handelsspannen in Verbindung mit personalintensiver Beratung und teuren Lagern können keine Gewinne abwerfen, fasst Fuchs zusammen.

Mehr Dienstleistungen

Computerfirmen müssen nach seiner Ansicht neben dem Pferd Hardware auch verstärkt auf Dienstleistungen wie Softwareinstallationen setzen. Ein starker Trend gehe auch in Richtung IT-Sicherheit so der IT-Spartenobmann. Bei DiTech habe es zwar eine gute Beratung gegeben, aber keine Techniker, die solche Aufgaben hätten übernehmen können. Dass die vielfach als Hauptkonkurrenten genannten Mediamarkt und Saturn die Pleite beschleunigt hätten, glaubt Fuchs nicht. Diese Unternehmen würden ganz andere Produkte verkaufen, eine Überschneidung sei nur zu einem sehr geringen Teil gegeben.

Die Einmietung von einzelnen DiTech-Läden in frequenzstarke Thalia-Geschäften war "ein legitimer Versuch", aber "bereits zu einem zu späten Zeitpunkt", sieht Fuchs eine Branchenkombination nicht für grundsätzlich verkehrt. Er glaube auch nicht, dass jetzt jemand kommt und sich die DiTech-Filialen billig holt. "Denn einerseits will der Masseverwalter das Lager schnell abverkaufen, und wenn das weg ist, dann ist für einen potentiellen Interessenten überhaupt nichts mehr da".

(red./herbas)

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