Experten: "Strache tat strategisch richtigen Schritt"

Wien - Pressekonferenz FPOe - Moelzer. Strache
Wien - Pressekonferenz FPOe - Moelzer. Strache(c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Dem FPÖ-Chef gehe es bei der Entscheidung nicht nur um die EU-Wahl, sondern auch um die Wirkung auf Bundesebene, sind sich Politologen einig.

Politikberater und Meinungsforscher sehen im Aus für Andreas Mölzer als FPÖ-Kandidat für die EU-Wahl einen strategisch richtigen Schritt von Parteichef Heinz-Christian Strache. Denn dieser Schritt werde nicht nur für den Urnengang am 25. Mai etwas bringen, sondern auch hinsichtlich einer Positionierung in Richtung Nationalratswahl 2018, wie etwa Polit-Berater Thomas Hofer sagte.

Strache habe das Problem mit Mölzers Rückzug nach außen hin "halbwegs planiert", denn die "unsäglichen Aussagen haben definitiv die FPÖ beschädigt", so Hofer. Jetzt könne die Partei mit einem anderen Spitzenkandidaten in die Wahlauseinandersetzung hineingehen - "stellen Sie sich vor, Mölzer wäre in die TV-Debatten gegangen."

Bachmayer ortet Rechtfertigungs-Vorteil

OGM-Chef Wolfgang Bachmayer betonte, wichtig sei bei der Causa vor allem die Außenwirkung. In der Öffentlichkeit bleibe über, dass Mölzer aufgrund "unzumutbarer Äußerungen" als Spitzenkandidat abgesetzt wurde - "und damit wird (Parteichef Heinz-Christian, Anm.) Strache alle Versuche, die FPÖ ins Nazi-Eck zu schieben, entschiedener zurückweisen können". Denn Mölzer sei ja nicht der erste Fall, in dem Parteimitglieder umstrittene Äußerungen getätigt haben - und danach innerparteilich auf der Karriereleiter zurückgestellt wurden, verwies er etwa auf Martin Graf oder Barbara Rosenkranz.

Auch der Meinungsforscher Peter Hajek ist dieser Meinung: "Eines ist klar, Strache geht es nicht um die EU-Wahl, es geht ihm um die Bundesebene - und auf der Bundesebene kann er solche Tendenzen nicht brauchen." Straches Ziel sei gar nicht so sehr die EU-Wahl, sondern, sich langfristig auf Bundesebene auf Platz Eins zu verfestigen. "Das geht mit Extrempositionen nicht."

Hinsichtlich der EU-Wahl stellt sich für Hajek die Frage, wie viele Wählerstimmen die Partei mit dem Rückzug Mölzers gewinnt bzw. auf der anderen Seite wieder verliert: "Das ist die Gretchenfrage." Hajek schätzt den Anteil der national gesinnten Wähler im blauen Wählerpotenzial mit maximal fünf Prozentpunkte ein. Grundsätzlich gibt der Experte aber zu bedenken, dass der Großteil der FP-Wähler nicht so weit am rechten Rand stehen würde. Auch er sieht als einen der größten Fehler Mölzers die Kritik an Alaba in einem Kommentar seiner Zeitschrift "Zur Zeit" an.

(APA)

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