Neue Parks und Gärten: Wo Wien grüner wird

Garten, Park, Wien
Garten, Park, Wien(c) REUTERS (YVES HERMAN)
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Das Verlangen der Wiener nach Grünflächen ist ungebrochen. Heuer bekommt die Stadt drei neue Parks und mehrere Gemeinschaftsgärten. Trotzdem ist das noch lange nicht genug. Ein Überblick.

Wien. Ignorieren kann man es nicht mehr: Auch nach Jahren hat der Gartenboom die Stadt noch fest im Griff. Sobald die Sonne scheint, bepflanzt so mancher Wiener jedes Stück Erde, dessen er habhaft wird. Sei es auf dem eigenen Balkon oder in den Baumscheiben auf der Straße. Anderes wird von Bürgerinitiativen verteidigt. Etwa 100 Jahre alte Bäume in Innenhöfen, die einem Neubauprojekt zum Opfer fallen könnten. Auch eine Petition „Recht auf Marmelade“ für mehr Obstbäume in der Stadt gibt es schon. Zum Glück wächst Wien mit diesem Trend mit. Nicht so schnell, wie die Wiener es gern hätten, aber stetig.

Neue Parks für die Stadt. Auf 850 Parks und Grünanlagen kommt die Bundeshauptstadt laut Wiener Stadtgärten. Trotzdem sind es, gefühlt, noch lange nicht genug. Orte wie der Prater oder der Burggarten sind im Sommer voll, denn in inneren Bezirken wie dem siebten sind oft wenig Grünflächen vorhanden.

Heuer sollen daher drei neue Parks in Wien entstehen (wenn auch etwas dezentral). Einer, mit einer Fläche von rund 1300 m2 in der Lorenz-Reiter-Straße im elften Bezirk – Google Maps zeigt in dem Grätzel wirklich kaum grüne Flächen–, der zweite in der Rappachgasse mit einer Fläche von rund 4000 m2. Auch Meidling wird grüner: mit einem Park (circa 1700 m2) in der Sechtergasse.

Der größte Neuankauf findet allerdings im 22. Bezirk statt. Dort wird der Kirschblütenpark (der nur so heißt, weil der Bezirk eine Städtefreundschaft mit einem Stadtteil in Tokio hat) um weitere 10.600 m2 auf fast 30.000 m2 erweitert. Die neuen Parks werden rund vier Millionen Euro kosten, heißt es aus dem Ressort von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SP). Die Flächen sollen noch 2014 angekauft werden.

Neue Gemeinschaftsgärten. Kaum ist einer da, ist er auch schon wieder weg: Die Rede ist von Gemeinschaftsgärten, in denen die Wiener eigene Beete (1–100 m2) bepflanzen können. 45 solcher Gärten soll es in Wien derzeit geben, die Warteliste ist meist ebenso lang: „20 bis 150 Personen ist normal“, erklärt David Stanzel vom Verein Gartenpolylog. Die Homepage des privat organisierten Vereins liefert einen guten Überblick. Denn jeder Gemeinschaftsgarten funktioniert anders. Für manche ist der Bezirk zuständig, für andere die Gebietsbetreuung und manche sind ganz privat.

Wer heuer trotzdem zum Zug kommen will, könnte bei neuen Projekten sein Glück versuchen. Im Gemeinschaftsgarten Eurogate (3. Bezirk, direkt beim Leon-Zelman-Park) stehen voraussichtlich ab Ende Mai etwa 25 Gartenplätze zur Verfügung (befristet auf zwei Jahre), im Gemeinschaftsgarten Donaufeld (Angyalföldstraße) werden es insgesamt 4000 m2 sein. Auch im Währinger-Park (18. Bezirk) will man 20 Beete anlegen – inklusive einer öffentlichen Naschecke (Himbeeren, Brombeeren) für die Parkbesucher. Die sollen schließlich auch davon profitieren. Sowohl in Währing als auch im dritten Bezirk läuft schon die Anmeldung in den jeweiligen Gebietsbetreuungen. Die Beete werden dann verlost.

Am Karlsplatz wird geforscht. Schon länger sind die Bagger am Arbeiten, am 24. April sollten sie fertig sein: Dann wird der Karlsgarten rund um das neue Kunsthallencafé namens Heuer am Karlsplatz präsentiert. Auf 2000 Quadratmetern entsteht ein Schau- und Forschungsgarten, in dem die Boku unter anderem erforschen wird, welche Obst- und Gemüsesorten in der Stadt besonders gut wachsen. „Darüber gibt es überraschend wenige Studien“, sagt Heuer-Chef Andreas Wiesmüller. Einen Gemeinschaftsgarten will man im ersten Jahr bewusst nicht schaffen. „Da müsste man Beete absperren“, das wolle man nicht.

Kräuter im Hotel.
Selbst in Hotels ist der Trend zum selbst gezogenen Grün schon angekommen. Auch wenn es noch keine Gemüsebeete zu mieten gibt, so hat etwa das Bristol am Kärntner Ring seine Lobby zu einem Indoor-Kräutergarten umgestaltet. Noch bis Ostermontag wachsen dort auf zehn Quadratmetern Rosmarin, Thymian, Basilikum, Schnittlauch, Minze und Co. Allerdings dürfen die frischen Kräuter nicht von Gästen und Besuchern geerntet werden. Das Beet hat Küchenchef Dominik Stolzer angelegt, um für sein Ostermenü gerüstet zu sein. Im Hotel Astoria (Kärntner Straße/Führichgasse, 11 bis 17 Uhr) hingegen sind heute noch Bäuerinnen und Bauern aus Südtirol zu Gast. Im Rahmen der Genussmesse „Gutes aus dem Vinschgau“ bieten etwa Siegi Platzer und Traude Horvath – die einst im Horvath am Naschmarkt kochte – ihre Stilfser Bergkräuter in Form von Tees, Gewürzen und Naturkosmetik an.

Gärtnern im Bezirk. In den Bezirken sind die Gebietsbetreuungen wohl die beste Anlaufstelle für Hobbygärtner. Sie informieren über Förderungen und organisieren auch Veranstaltungen rund ums Gärtnern. Etwa die Pflanzentauschbörsen, bei denen die Wiener ihre Setzlinge mit anderen tauschen können (etwa am 24. 4. im achten Bezirk vor dem Pfeilheim). Am 10. Mai findet auch eine Kräuterwanderung im 21. Bezirk statt (www.gbstern.at).

Wer sich mit dem Gärtnern in der Stadt erst anfreunden möchte, könnte beim Chelsea Fringe Vienna richtig sein. Bei dem Gartenfestival, das zeitgleich in London stattfindet, werden von 17. Mai bis 8. Juni Projekte und Kurse (Kompostkistenworkshop!) in der ganzen Stadt abgehalten. (www.chelseafringe.com). Wer schon probieren möchte: Am Freitag hat mit Stadtbeet ein Pop-up-Store in der Zieglergasse 46 mit allem rund ums Beet in der Stadt aufgemacht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2014)

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