Der "Emanzipationsprozess" der FPÖ habe schon lange vor Mölzers Abgang begonnen, sagt Meinungsforscher Bachmayer. Eine Umfrage zur EU-Wahl sieht die FPÖ bei 18 Prozent.
Meinungsforscher sehen im Rückzug von Andreas Mölzer einen weiteren Beleg für die fortschreitende Emanzipation der FPÖ vom rechtsextremen Rand. Das geschehe auch aufgrund etlicher anstehender Wahlen in Österreich, betonen Peter Filzmaier und Wolfgang Bachmayer.
Ob dieser Prozess nachhaltigsei, "wage ich nicht zu prophezeien", sagt Bachmayer. Die Entwicklung habe schon weit vor Mölzers Abgang begonnen und betreffe etwa Susanne Winter, Barbara Rosenkranz, Werner Königshofer und Martin Graf. "Es handelt sich dabei um eine notwendige Abgrenzungsaktion gegen den rechten, braunen Rand."
Der Meinungsforscher sieht vor allem eine Diskrepanz zwischen dem Anteil der Deutschnationalen in der Partei und unter den Wählen. Der Faktor sei dabei 10:1, schätzt er, konzentriert sei dieser Flügel in Ostösterreich. Angesichts einer starken Wahlserie, die im Herbst 2014 in Vorarlberg beginnt und ein Jahr später mit Urnengängen in der Steiermark, Oberösterreich und Wien endet, vermittle die FPÖ dadurch nicht die notwendige Breitenwirkung. Die im Mai anstehende EU-Wahl spiele dabei nur eine geringe Rolle.
"Prozessualer Kurswechsel"
Bachmayers These: Eine Emanzipation vom extrem rechten Flügel wäre für Strache nur dann nachhaltig, wenn die kommenden Wahlen "gut bis erfolgreich" für die Freiheitlichen ablaufen, also immer ein klares Plus erzielt wird. "Die Chancen dafür stehen gut", findet der Meinungsforscher. Der derzeit stattfindende Kurswechsel sei "prozessual" geprägt, eine gröbere Explosion habe sich in der FPÖ nach wie vor nicht ereignet.
Filzmaier wiederum gibt zu bedenken, dass etwa in sozialen Netzwerken Unmut aufkommen könnte, wo Funktionäre bereits in den vergangenen Jahren mit fragwürdigen Kommentaren aufgefallen seien. In dieser Schicht - also der dritten Reihe abwärts - liege auch das größte Risiko bei einer Neupositionierung der Partei durch Strache. "Er müsste im Extremfall alle konsequent ausschließen", so Filzmaier. "Die Frage ist, ob er das durchhält." Möglich sei eine Distanzierung vom extrem rechten Rand nur dann, solange die FPÖ auch bei Wahlen erfolgreich ist.
Umfrage zur EU-Wahl: FPÖ bei 18 Prozent
Laut einer vom "profil" veröffentlichten Online-Umfrage des Instituts Unique research unter 500 Personen wollen derzeit nur 18 Prozent der Österreicher bei der EU-Wahl für die FPÖ stimmen. Die ÖVP liegt demnach mit 26 Prozent auf Platz eins vor der SPÖ mit 24 Prozent. Die NEOS liegen mit 14 Prozent vor den Grünen (13 Prozent) am vierten Platz in der Wählergunst. Die FPÖ hat gegenüber der letzten Umfrage im März zwei Prozentpunkte verloren, die Schwankungsbreiten werden in der Vorabmeldung des profil aber nicht ausgewiesen.
(APA)