Taufen, Ehen, Hauskauf und das zweitbeste Bett

BRITAIN LITERATURE SHAKESPEARE FOLIO
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Beachtlich viele amtliche Aufzeichnungen sind über Shakespeare erhalten. Er war offenbar auch ein gewiefter Geschäftsmann.

Das erste Dokument über William Shakespeare ist das Taufregister der Holy Trinity Church in Stratford-upon-Avon:“ Giulielmus filius Johannes Shakespeare“ steht als Eintragung zum 26. April 1564. Das lässt auf eine Geburt bis zu fünf Tage zuvor schließen. Die Meldung ist mit drei Kreuzen signiert. Vater John, ein angesehener Bürger dieser Stadt in Warwickshire, der die aus begüterter Familie stammende Mary Arden heiratete, konnte offenbar nicht schreiben. Aber er hat es immerhin bis zum Bürgermeister und Friedensrichter gebracht.

Nach der Taufe gibt es 18 Jahre lang keine Erwähnung des kleinen William. Im nächsten Dokument notiert ein Beamter der Diözese Worcester im bischöflichen Register am 27. November 1582 die Heirat von „Willelmum Shaxpere et Annam Whateley de Temple Grafton“. Es handelt sich offensichtlich um „Anne Hathwey of Stratford“. Sie war sieben Jahre älter als Shakespeare. Sechs Monate später, am 26. Mai, wird die Taufe ihrer Tochter Susanna dokumentiert, am 2. Februar 1585 die der Zwillinge Hamnet und Judith. Hamnet wird mit elf Jahren sterben, da ist Shakespeare längst in London und ein Theatermacher.


The Lost Years. Es folgen nach 1585 wieder undokumentierte Jahre – „the lost years“, die Biografen zu Spekulationen anregen. Shakespeare wird erst wieder 1592 vom Dichter Rober Greene in einem Pamphlet genannt, als „Upstart Crow“ unter den renommierten Dramatikern – offenbar handelt es sich um einen Plagiatsvorwurf. Damals hatten bereits Shakespeares Jahre des dichterischen Ruhms, der 1598/99 seinen Gipfelpunkt erreichte, begonnen. Gedruckte Einzelausgaben seiner Stücke (Quartos) nennen ihn als Autor, so wie die 1609 veröffentlichten Sonette und die frühen Versepen.

An die hundert Dokumente über ihn sind erhalten, außergewöhnlich viel für einen Bürgerlichen in dieser Zeit. Es geht um Wohnorte, Mitbesitz an Theatern, einen Prozess, Schuldeintreibungen, die Verleihung eines Wappens an den Vater, Haus- und Grunderwerb in Stratford. Ein paar Unterschriften, eine handschriftliche Passage im kollektiv verfassten „The Book of Sir Thomas Moore“ könnten von Shakespeares eigener Hand sein. Aber keine persönlichen Briefe, keine Tagebücher sind erhalten. Die gesammelten Dramen erscheinen erst 1623, sieben Jahre nach seinem Tod, die von Kollegen erstellte Ausgabe von „First Folio“. 18 Stücke darin, also die Hälfte, sind zuvor nicht gedruckt worden oder sind zumindest nicht erhalten geblieben.

Die letzten Dokumente aus William Shakespeares Todesjahr: die Hochzeit der Tochter Judith mit Thomas Quiney in Stratford, das geänderte Testament vom 5. März, in dem er seiner Frau Anne Hathaway neben dem Pflichtteil von einem Drittel des Vermögens das „secondbest bed“ vermacht. Das Begräbnis des dichtenden Bürgers war am 25. April 1616. Woran er starb, bleibt wie so vieles Legende. (norb)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2014)

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