Der Kahlenberg und die Seilbahnfantasie

Hochseilgarten am Kahlenberg
Hochseilgarten am KahlenbergDie Presse
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Die Wirtschaftskammer lässt die Idee einer Seilbahn auf den Kahlenberg prüfen. Der Waldseilpark will erweitern und stößt auf Widerstand. Und die historische Höhenstraße soll wieder unter Denkmalschutz gestellt werden.

Während der Leopoldsberg durch die Sperre derzeit kaum Besucher anzieht, tut sich auf dem zweiten Wiener Hausberg, dem Kahlenberg, einiges. Die spektakulärste Idee ist freilich noch in einer frühen Planungsphase: Die Wiener Wirtschaftskammer träumt von einer „urbanen Seilbahn“, mit der Wiener und Touristen in Gondeln zu einem der traditionellsten Ausflugsziele der Stadt fahren können.

Vergangenen Sommer präsentierte man eine Machbarkeitsstudie. Investoren für den 30 Millionen teuren Traum zu finden, sei weniger das Problem, glaubt Josef Bitzinger, Obmann der Sparte Tourismus. „Zuerst müssen viele naturschutzrechtliche Dinge geprüft werden.“ Immerhin würde die Seilbahn kilometerlang über Wälder und Weingärten fahren, die der Stadt Wien, dem Bund und dem Stift Klosterneuburg gehören. Erst wenn alle naturschutzrechtlichen Fragen geklärt seien, könne man in die eigentliche Genehmigungsphase treten, sagt Bitzinger. Auch wenn das etwas vage klingen mag: „Diese Pläne sind nicht für die Schublade.“

Auf Widerstand stößt das Projekt bisher nicht. Das Stift Klosterneuburg hat „aus heutiger Sicht“ nichts gegen die Seilbahnidee. Auch der Bezirksvorsteher von Döbling, Adi Tiller (ÖVP), sieht die Pläne positiv, ortet bei der geplanten Einstiegsstelle, der U6-Station Neue Donau, aber ein Parkplatzproblem. Der Machbarkeitsstudie zufolge würde die Seilbahn von der Station Neue Donau entlang der Donau verlaufen, auf Höhe Kuchelau einen Knick machen und auf den Kahlenberg führen. Etwa 20 Minuten würde die Fahrt von rund sechs Kilometern Länge dauern. Das mag utopisch klingen, tatsächlich gab es vor Langem bereits eine Zahnradbahn auf den Kahlenberg (von Nußdorf aus), die 1874 ihren Betrieb aufnahm. Auch auf den Lepoldsberg führte damals gleichzeitig ein Schrägaufzug.

Über den Wipfeln. Wesentlich konkreter ist da schon ein anderes Vorhaben: Der Waldseilpark, ein Klettergarten auf der Wiener Seite des Kahlenberges, möchte seinen Parcours erweitern und einen Flying-Fox-Park (auf Klosterneuburger Seite) errichten. Diese – vereinfacht gesagt – Seilrutsche, mit der man über den Wienerwald gleiten soll, wird von Anrainern bekämpft, die Lärm, Müll und die Beeinträchtigung des Waldes befürchten. Sorgen, die das Stift Klosterneuburg, dem das betroffene Waldstück gehört, nicht teilt: Man befürwortet die Pläne. Derzeit lässt das Stift das Areal (in dem es bereits Mountainbike- und Wanderwege gibt) von der Boku beobachten. Kommen die Experten zu dem Schluss, dass der Vogel- oder Naturschutz durch die Anlage über den Wipfeln beeinträchtigt würde, „wird die Anlage nicht kommen“. Die Betreiber des Waldseilparks versichern, dass mangels Gastronomie kein Müll anfallen würde und ein Nachtbetrieb nicht geplant sei.

Neues könnte sich auch auf der Höhenstraße tun: Seit der Denkmalschutz für die Straße, die auf Kahlen- und Leopoldsberg führt, ausgelaufen ist, bemüht sich das Bundesdenkmalamt (BDA) um die neuerliche Unter-Schutz-Stellung, um Eingriffe in diese „authentisch erhaltene Ausflugsstraße aus den 1930ern“ zu verhindern. Als schützenswert gilt insbesondere das Kleinsteinpflaster, das aber gleichzeitig die größten Probleme bereitet: Die Sanierung ist teuer, die Straße für Busse (38A!) nur bedingt geeignet. 900 Meter hat der Bezirk Döbling bereits asphaltieren lassen, der Rest besteht nach wie vor aus historischem Kleinsteinpflaster. Das Verfahren zwischen BDA und Stadt ist noch am Laufen. (mpm)

Seilbahn

30 Millionen Euro würde die Seilbahn von der Station Neue Donau auf den Kahlenberg kosten.

20 Minuten würde die Fahrt von sechs Kilometern dauern.

1874 gab es bereits eine Zahnradbahn von Nußdorf auf den Kahlenberg.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2014)

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