EU-Wahl: Ehrenhauser - raus aus dem ORF-Studio

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Aus Protest gegen die Bankenhilfe verließ der "Europa anders"-Kandidat das Studio. Die Nacht verbrachte er im Schlafsack auf dem Ballhausplatz - und dort will er vorerst auch bleiben.

Mit einem Eklat hat am Sonntag die ORF-Debatte der vier zur EU-Wahl antretenden Kleinparteien begonnen. Im Studio fanden sich Ewald Stadler von den christlich-konservativen Rekos, Angelika Werthmann vom BZÖ, Robert Marschall von der Liste EU-Stop sowie Martin Ehrenhauser von der Wahlplattform "Europa anders". Diskutiert wurde aber letztlich ohne Ehrenhauser. Denn der setzte, anstatt eine Frage zu seinen Wechseln von Liberalen und ÖVP zu Hans-Peter Martin und "Europa anders" zu beantworten, zu einer Rede über "Überwachungswahn" und Bankenrettung an.

„Es ist ein fundamentales Verbrechen, dass die Regierungen fundamental die Grundrechte brechen", wetterte er. Er wolle den Menschen zeigen, „dass man einfach aufstehen kann". Und ließ seinen Worten nach sieben Minuten auch Taten folgen: „Ich werde einfach aufstehen, ich werde auf den Ballhausplatz gehen, ich werde mich dort hinsetzen und ich gehe dort nicht mehr weg", verkündete Ehrenhauser, stand auf, dreht sich um und verließ das Studio.

Schlafsack über Twitter angefordert

Zu Fuß marschierte Ehrenhauser dann tatsächlich zum Ballhausplatz, wo er bis auf Weiteres auch bleiben möchte. „Ich werde da jetzt einmal nicht weggehen", betonte er. Damit wolle er ein „Zeichen setzen". Passend dazu drehte er ein „YouTube"-Video, in dem er festhielt: „Jedes Mal, wenn ein Regierungsmitglied vorbeikommt, werde ich denen sagen, dass das ein Riesenverbrechen ist, was die machen.“

Über den Kurznachrichtendienst Twitter entschuldigte sich Ehrenhauser dann noch bei ORF-Moderator Wolfgang Geier für die „unvorhergesehene Situation". Danach forderte er einen Schlafsack an: „Die Nacht wird kalt."

Am Montag meldete sich der „Europa anders"-Kandidat gegen sechs Uhr früh neuerlich digital zu Wort: „Einen wunderschönen guten Morgen." Die Nacht habe er nicht alleine verbracht: „Einige haben mit mir übernachtet", twitterte er.

„Alles erlebt man zum ersten Mal"

Im Studio waren indes ein sichtlich überraschter Moderator („alles erlebt man zum ersten Mal") und die drei anderen Spitzenkandidaten zurückgeblieben, die sich dem Thema Bankenhilfe widmeten. Dabei machten sowohl Stadler als auch Marschall die EU für die Krise mitverantwortlich. Werthmann beklagte, dass die Bankenhilfen nicht bei den Bürgern ankommen würden.

Ein wenig überraschend kam das Bekenntnis des EU-Austritts-Befürworters Marschall, bei der Volksabstimmung 1994 für den Beitritt gestimmt zu haben. Aktuell würde er die Europa-Fahne auf Kanzleramt und Präsidentschaftskanzlei aber gerne eingeholt sehen, wie er sagte.

Kritik an seinem früheren FPÖ-Weggefährdeten Andreas Mölzer übte Stadler: Mölzers Verteidigungsstrategie, den Sager „Negerkonglomerat" anfangs zu leugnen, und sich erst nach Auftauchen eines Tonbandmitschnitts zu entschuldigen, wertete Stadler als „peinlich". Er selbst würde den Begriff „Neger" nicht verwenden, das sei eine Frage des guten Benehmens.

>> ORF-Diskussion zur EU-Wahl

>> Video von Ehrenhauser auf "YouTube"

>> Ehrenhauser auf Twitter


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