Teuerung: Österreich hat höchste Inflationsrate

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Malta und Österreich führen die Inflationscharts in der Eurozone an. Zwar fallen inzwischen in fünf Ländern die Preise, aber Experten warnen vor übertriebener Deflationsangst.

Wien/Basel. Die jährliche Teuerungsrate in der Eurozone ist im März auf 0,5 Prozent zurückgegangen, gegenüber 0,7 Prozent im Februar. In fünf Euroländern fallen die Preise im Durchschnitt sogar. In Griechenland verbilligten sich Waren und Dienstleistungen im März mit 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat am deutlichsten, wie das europäische Statistikamt Eurostat am Mittwoch mitteilte. Auch in Zypern, Portugal, Spanien und der Slowakei ging es nach unten. Ein ganz anderes Bild ergibt sich in „Kerneuropa“: In Österreich betrug die Inflationsrate harmonisiert 1,4 Prozent, nach 1,5 Prozent im Februar. Gemeinsam mit Malta hatte Österreich damit die höchste Inflationsrate unter den 18 Euroländern.

Nahrung besonders teuer

Im Vergleich aller EU-Staaten liegt Österreich noch hinter Großbritannien (1,6 Prozent), das nicht der Eurozone angehört. In der gesamten EU ging die Inflation im März auf 0,6 Prozent zurück, gegenüber 0,8 Prozent im Februar. Im Großen und Ganzen lässt sich die fallende Inflation in der Eurozone auf fallende Kosten für Energie (Öl) zurückführen – und das macht den besonders starken Anstieg des Preises für Nahrungsmittel in Österreich unangenehm. Im Durchschnitt stiegen Nahrungsmittel in Österreich im vergangenen Jahr um 2,9 Prozent im Preis – und hier vor allem Käse und Eier (+7,1 Prozent) sowie Fisch (+10,6). Das spiegelt den Trend an den Weltmärkten wider, wo die Preise für Nahrung zuletzt stark angestiegen sind.

Der tägliche Einkauf verteuerte sich deutlich um 3,8 Prozent. Dieser wird im sogenannten Mikrowarenkorb erfasst. Im Februar hatte sich dessen Steigerung noch etwas deutlicher auf 3,9 Prozent belaufen. Der Miniwarenkorb wiederum – er soll den wöchentlichen Einkauf darstellen – wurde im März im Zwölfmonatsvergleich um 1,2 Prozent teurer. Die Diskrepanz zwischen einem deflationären Süden und einem inflationären Norden spiegelt das Dilemma für die Europäische Zentralbank wider, deren Geldpolitik für alle 18 Euroländer gleichzeitig gestaltet werden sollte.

Mit der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ, die „Zentralbank der Zentralbanken“) hat sich nun die älteste internationale Finanzinstitution zur Lage geäußert. Das Fazit: Trotz aller Daten sei die Deflationsangst in Europa übertrieben.

„Man kann die Gefahr einer Deflation leicht überschätzen,“ sagte BIZ-Chefökonom Claudio Borio in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters.

Eine Deflation als sich selbst verstärkende Abwärtsspirale der Preise sei „etwas völlig anderes“ als der graduelle Rückgang des Preisniveaus, wie er in einigen Ländern der europäischen Währungsunion stattfinde, sagte er in Basel.

Schreckgespenst Deflation

Ökonomen aus dem angloamerikanischen Raum und der Internationale Währungsfonds (IWF) sehen die Eurozone am Rande einer Deflationsspirale. Sie fordern deshalb von der Europäischen Zentralbank (EZB), die Notenpresse anzuwerfen. Borio warnte davor, sich vom Schreckgespenst der Deflation verrückt machen zu lassen. „Man sollte vorsichtig sein, dieses Wort allzu zu oft zu benutzen. Deflation als Begriff ist zu emotional besetzt und deshalb nicht hilfreich, wenn es darum geht, rational zu denken.“ Eine echte Deflation, wie in den 1930er-Jahren in den USA, als die Preise um 30 Prozent sanken, sei „eher die Ausnahme als die Regel“.

Borio sieht die EZB dennoch vor schwierigen Entscheidungen, die sie möglichst ohne Einflüsterungen von außen treffen sollte, so der Ökonom. (ag./jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2014)

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