Wie man eine Stadt zu Tode beruhigt

Grüne stellen sich gegen den öffentlichen Verkehr.

Die Grünen sind gegen den Autoverkehr. Dafür werden sie auch gewählt. Als Alternative propagieren sie den Ausbau des öffentlichen Verkehrs – was nötig ist, damit die Wiener das Auto stehen lassen. Nur: Die Inszenierung als Kämpfer für den öffentlichen Verkehr ist unglaubwürdig geworden.

Denn die massive Ausweitung von Tempo 30 bremst den öffentlichen Verkehr. Die Grünen bekommen zwar Beifall von den Anrainern in den Bezirken, sie fördern aber den Autoverkehr. Wer will schon ein Drittel seiner Zeit länger in einem Bus sitzen? Und sei es nur bis zur nächsten U-Bahn.

Jene Straßen, auf denen öffentliche Verkehrsmittel unterwegs sind, dürfen nicht verkehrsberuhigt werden. Denn jenen, die vom Auto umsteigen wollen, muss eine attraktive Alternative geboten werden. Die grüne Vision von Grätzeln ohne Lärm und Verkehr, wo jeder mit dem Fahrrad fährt, ist nett, aber letztlich naiv. Es ist die Vision einer Stadt, die konsequent zu Tode beruhigt wurde. Und es ist ein grünes Florianiprinzip. Die Autos werden weiter fahren, nur eben auf anderen Routen. Und diese Anrainer werden sich bei den Grünen für mehr Verkehr bedanken.

Und die SPÖ? Die macht in den Bezirken gern mit, hängt es aber nicht an die große Glocke. Sie stiehlt sich aus der Verantwortung. Denn der echte Wiener weiß: Keine einzige Maßnahme in Wien geht ohne den Segen der machtbewussten SPÖ über die Bühne.

martin.stuhlpfarrer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2014)

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