Game Boy: Der Ur-Großvater der Nintendo Switch
1989 brachte Nintendo seine erste mobile Videospielkonsole auf den Markt. Das Gerät war technisch der Konkurrenz unterlegen.

Vor 27 Jahren brachte Nintendo seine erste mobile Videospielkonsole Game Boy auf den Markt. Das Gerät war technisch der Konkurrenz unterlegen – aber trotzdem siegreich.Text: Jakob Zirm
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Der Batterieverbrauch. Wenn es nach den Experten geht, die das seit den 1980er-Jahren publizierte Videospielmagazin „Mean Machines“ befragte, warum der technisch unterlegene Game Boy den Kampf um die Vormachtstellung am mobilen Spielesektor in den 1990er-Jahren gewonnen hat, dann wird seine Batterie-Sparsamkeit als wichtiger Faktor genannt. Klar, das Lynx von Atari und das Game Gear von Sega, die beide nur kurz nach dem Game Boy auf den Markt kamen, hatten bereits Farbdisplays – vordergründig ein Killer-Feature. Doch in Wirklichkeit war dies der große Nachteil dieser Geräte. Sie waren schwer und teuer. Nicht nur in der Anschaffung, sondern auch im Betrieb.
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Ganz anders der Game Boy, der am 21. April seinen 28. Geburtstag feiert. Das Gerät, das am 21. April 1989 in Japan, im August des selben Jahres in den USA und im September 1990 in Europa auf den Markt kam, zeichnete sich vor allem durch eines aus: Einfachheit. 160 mal 144 Bildpunkte hatte das leicht grünlich angehauchte LCD-Display – so viel hat heute ein einzelnes App-Symbol auf dem Bildschirm eines iPhones. Dafür kam man mit einem Satz Batterien rund 15 Stunden aus, beim Lynx war es gerade mal ein Drittel dieser Zeit.
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Es war aber nicht nur die gezielte technische Reduktion, wegen der das Nintendo-Gerät die Pole-Position nie an eine andere mobile Konsole verlor.
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Auch die Spiele-Titel waren optimal darauf abgestimmt – und hatten den entscheidenden Suchtfaktor. Allen voran jenes Spiel, dessen globaler Weltruhm untrennbar mit dem Game Boy verbunden ist: Tetris. Das Spiel, bei dem verschieden förmige Blöcke so aufeinander gestapelt werden müssen, dass keine Lücken gebildet werden. Das vom russischen Mathematiker Alexej Paschitnow programmierte – und von einer russischen Behörde an den Westen verkaufte – Spiel war zu dieser Zeit zwar schon bekannt, den wirklichen Durchbruch erlangte es aber auf dem Game Boy, bei dem es im Starterset mitausgeliefert wurde.
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Der Game Boy war aber nicht nur für Millionen Spieler weltweit der würdige Nachfolger der „Game & Watch“-Serie der 1980er Jahre (auch bekannt als Tric o tronic, oder in Österreich einfach Triko), bei der noch für jedes Spiel ein eigenes Gerät gekauft werden musste. Er war auch wirtschaftlich ein Riesen-Erfolg.
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Bis zum Jahr 1997 verkaufte Nintendo fast 65 Millionen Stück. Vom Nachfolger Game Boy Color, der 1998 ein Farbdisplay verpasst erhielt, wurden weitere rund 55 Millionen Stück abgesetzt. Dieser brachte zusammen mit dem – nach Tetris – erfolgreichsten Spiel „Pokemon“ dem damals bereits schon neun Jahre alten Gerät sozusagen einen zweiten Frühling.
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Heute sind Game Boys schon um wenige Euro auf Online-Plattformen wie Ebay erhältlich. Wer auch ohne eigenes Gerät das Gefühl der 1990er-Jahre wieder erleben möchte, kann aber auch auf einen der zahlreichen Emulatoren für Smartphones zurückgreifen. Bei Android-Handys sind diese (etwa My Boy!) problemlos im Play Store von Google erhältlich.
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Bei Apples iPhone ist das nicht so einfach. Hier gibt es mit GBA4iOS aber seit kurzem eine App, die sich über den Browser installieren lässt. Andere Möglichkeiten Super Mario und Co. am Handy zu spielen gibt es bislang nicht. Denn Nintendo weigert sich bisher, die populären Figuren in eigenen Spiele-Apps auf Smartphones anzubieten.
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Smartphones gelten als der Sargnagel für portable Spielkonsolen. Fast jeder trägt ständig eines mit sich herum und die Spiele sind massentauglich und meist günstig bis kostenlos. Seit dem jüngsten iPhone-Modell unterstützt Apple auch noch externe Controller wie diesen von Logitech. Wer jetzt noch einem Emulator lädt, kann echtes Gamboy-Feeling aufkommen lassen.
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Der direkte Erbe des Game Boys – Nintendos DS – ist mittlerweile weit entfernt von monochromen 2D-Spielchen. Die jüngste Iteration, die 3DS (Bild), ermöglicht sogar 3D-Darstellungen ohne Brille. Das Handheld mit den zwei Displays und der Touchscreen-Bedienung gehört zu den erfolgreichsten tragbaren Konsolen überhaupt – von den Verkaufszahlen könnte sich die große Schwester Wii U ein Scheibchen abschneiden.
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Einen etwas exotischen Versuch hat Sony mit dem Smartphone Xperia Play gestartet. Wie so oft ist der Spagat zwischen zwei sehr unterschiedlichen Geräten schwierig und das Xperia Play ist weder ein ausgezeichnetes Smartphone, noch eine gute Konsole. Die Auswahl an Spielen ist dafür bereits beachtlich. Die neuen Z-Smartphones und -Tablets von Sony verbinden sich auch mit dem Playstation-Controller.
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Mit der Playstation Vita versucht Sony auf den Trend zum Smartphone-Gaming zu antworten. Sie hat einen Touchscreen, und an der Rückseite ein zusätzliches Trackpad, mi dem sich Spielfiguren steuern lassen, ohne am Display mit Fingern das Spiel zu verdecken. Neben WLAN lässt sich auf Wunsch auch über eine SIM-Karte eine Internetverbindung herstellen. Einen GPS-Sensor gibt es auch – eben ganz wie bei Smartphones.
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