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Musiker fordern: ORF muss 40 Prozent österreichische Musik spielen

PR�SENTATION ORF ´�STERREICH ROCKT DEN SONG CONTEST´: TRACKSHITTAZ
PR�SENTATION ORF ´�STERREICH ROCKT DEN SONG CONTEST´: TRACKSHITTAZ(c) APA (GEORG HOCHMUTH)
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Die heimische Musikszene will eine verbindliche Quote für österreichische Musik im ORF. 40 Prozent entspreche dem europäischen Durchschnitt.

Die heimische Musikszene fordert eine verbindliche Quote für österreichische Musik im ORF: Die öffentlich-rechtlichen Sender sollen 40 Prozent heimische Musik spielen müssen. Das ist eine der vier Forderungen, die österreichische Musiker und Musikproduzenten nach einem Runden Tisch, zu dem SPÖ-Kultursprecherin Elisabeth Hakel am Montag ins Parlament geladen hat, formulierten.

Grundsätzlich beklagte man, dass der ORF "durch die Nicht-Repräsentanz österreichischer Musik einen ganzen Wirtschaftszweig gefährdet", so Thomas Rabitsch. Der Musikproduzent war einer von 14 Teilnehmern, zu denen auch Musikproduzent Walter Gröbchen, Universal Music-Chef Hannes Eder sowie die Musiker Lukas Plöchl und Birgit Denk gehörten.

Eine Quote von 40 Prozent würde dem europäischen Durchschnitt entsprechen, argumentierten die Teilnehmer. Daneben pochte man auf Wertschätzung seitens des ORF, der "österreichische Musik angemessen zu präsentieren" hätte.

Ö3 spielt so wenig österreichische Musik wie noch nie

Mehrfach angesprochen wurde auch die noch bis Ende des Jahres geltende Musikcharta, die im Jahr 2009 ins Leben gerufen wurde. Bisher hätte sich aber gezeigt, dass die vom ORF und den Musikschaffenden unterzeichnete Vereinbarung vom öffentlich-rechtlichen Sender nicht eingehalten werde. Gerade Ö3 mache dies deutlich, werde dort doch so wenig heimische Musik gespielt wie nie zuvor, kritisierte Eder. Für diesen Fall wären Konsequenzen vorzusehen, wobei sich weder Hakel noch die Vertreter der Musikszene näher zu einer möglichen Ausgestaltung äußern wollten.

Abschließend verwiesen die Anwesenden, unter ihnen auch darauf, dass die Information und Repräsentanz heimischer Musik jeglicher Art zum Kultur- und Bildungsauftrag eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu zählen sei. Mit den Forderungen wolle man aber keinesfalls in die redaktionellen Abläufe eingreifen, sondern angemessene Rahmenbedingungen schaffen.

Widerspricht Quotenregelung EU-Gesetzen?

Juristisch geprüft wird laut Hakel derzeit noch, ob eine Quotenregelung auch mit den Grundfreiheiten der EU vereinbar ist. In weiterer Folge stehen jedenfalls Gespräche mit Kultur- und Medienminister Josef Ostermayer (SPÖ), mit dessen Büro man in einem guten Dialog stehe, sowie dem ORF an.

Hakel hatte mit dem Quoten-Vorschlag bereits vor einigen Tagen aufhorchen lassen. Unterstützung erhielt die Politikerin in der Folge von Kulturverbänden, die im Nischendasein heimischer Kultur ein "massives Problem" orteten.

Für Aufregung bei Musikschaffenden und hämische Kommentare in Sozialen Netzwerken hatten zuvor despektierliche Bemerkungen einer Ö3-Moderatorin gegen österreichische Bands gesorgt.

Die Forderungen im Wortlaut

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des "Rundes Tisches" stellen fest, dass der ORF durch die Nicht-Repräsentanz österreichischer Musik vor allem in Ö3, Radio Wien und im Fernsehen einen ganzen Wirtschaftszweig gefährdet und so die Entwicklung der kulturellen Vielfalt in Österreich behindert. Darüber hinaus ist es Aufgabe des ORF, einen wesentlichen Beitrag zur österreichischen Identität zu leisten und österreichische Eigenarten als Chance und nicht als Hindernis zu sehen. Sie stellen daher folgende Forderungen:

1.) WERTSCHÄTZUNG
Der ORF hat als öffentlich-rechtlicher Rundfunk, welcher über Gebühren finanziert wird, die Aufgabe, den österreichischen Musikschaffenden mit Wertschätzung entgegen zu treten und österreichische Musik angemessen zu präsentieren.

2.) SELBSTVERPFLICHTUNG
Die bis Ende 2014 geltende Musikcharta, die vom ORF und den Musikschaffenden unterzeichnet wurde, ist in jedem Fall einzuhalten. Die Zahlen zeigen, dass die Vereinbarung bisher nicht eingehalten wurde. Für den Fall einer Nicht-Einhaltung sind Konsequenzen vorzusehen.

3.) QUOTE
Nachdem die Selbstverpflichtung bisher nachweisbar gescheitert ist, braucht es eine verbindliche Quotenregelung in der Höhe des europäischen Durchschnitts von 40 Prozent heimischer Produktionen. 4.) KULTUR- UND BILDUNGSAUFTRAG Der ORF muss seinen Kultur- und Bildungsauftrag in jedem einzelnen seiner Sender nachkommen. Die Programmhoheit insbesondere für Ö3 muss beim Sender selbst liegen und die Programmierung durch RedakteurInnen bei Ö3 erfolgen.

Teilnehmer des Runden Tisches:
Thomas Rabitsch, Birgit Denk, Samuel Fischer, Walter Gröbchen, Georg Tomandl, Mario Rossori, Lukas Plöchl, Harry Fuchs, Hanibal Scheutz, Peter Paul Skrepek, Peter Vieweger, David Bronner, Hannes Eder und Alexander Hirschenhauser.

(APA)

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