Heumarkt-Umbau: Eislaufverein lehnt Konzept ab

Das aktuelle Modell gibt keine Auskunft: Was ist öffentlich und was nicht?
Das aktuelle Modell gibt keine Auskunft: Was ist öffentlich und was nicht?Bild: (c) WertInvest
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Der Wiener Eislaufverein will eine Änderung des geplanten Heumarkt-Konzepts. Der Grund: In den aktuellen Plänen sei nicht erkennbar, welche Flächen öffentlich zugänglich sind und welche dem Eislaufverein gehören.

Der geplante Umbau des Heumarkt-Areals in Wien stößt auf neuen Widerstand: Montagvormittag hat sich nun auch der direkt vom Umbau betroffene Wiener Eislaufverein (WEV) in einer Pressekonferenz kritisch gegenüber dem geplanten Projekt des brasilianischen Architekten Isay Weinfeld geäußert.

"Wir können dem derzeitigen Konzept so nicht zustimmen", sagt Wiener Eislaufverein-Sprecher Peter Menasse zur "Presse". So stößt sich der WEV an der in den Plänen fehlenden Abgrenzung zwischen öffentlichen Flächen und jenen des Eislaufvereins. Derzeit sieht es nämlich so aus, als wäre die gesamte Eislaufvereinsfläche öffentlich zugänglich (siehe Bild oben). "Eine Abgrenzung braucht es aber", sagt Menasse.

Wer haftet wann?

Die Forderung hat ganz pragmatische Gründe. Einerseits verlangt der Eislaufverein Eintrittsgeld (die Vereinsfläche kann also gar nicht öffentlich zugänglich sein), andererseits sei ein Abgrenzung auch zum Schutz der Passanten notwendig. "Wir haben ja auch viele Eishockeyspieler", erklärt Menasse.

Weiters sei die genaue Abgrenzung auch aus Haftungsgründen notwendig. Wenn sich jemand auf einem Weg des Eislaufvereins verletzt, "sind wir dafür zuständig", sagt der Sprecher. Im öffentlichen Raum sei das freilich nicht so. 

Überarbeitetes Konzept gefordert

Der WEV fordert nun ein überarbeitetes Konzept, in dem die Grenzen zwischen öffentlichem und nicht öffentlichem Raum klar sichtbar sind. Die Firma WertInvest, die Besitzer des Grundstückes ist und den Heumarkt-Umbau finanziert, sei über das Anliegen des WEV informiert worden. Sie hätte bis dato aber noch nicht reagiert.

Und auch sonst gibt es in Hinblick auf den Umbau noch einige Dinge, die der WEV geklärt haben möchte. Etwa, wo die Ausweichfläche für den Eislaufbetrieb sein wird, die die Firma WertInvest dem Verein während des Umbaus zur Verfügung stellen muss.

Was kommt im Sommer?

Weiters steht noch nicht fest, wie die Sommernutzung des neuen Areals aussehen wird. Der WEV hat es derzeit an die Betreiber des Stadtstrand-Betriebs von "Sand and the City" vermietet. Deren Vertrag läuft mit 2016 allerdings aus. Wie es dann weitergeht, ist unklar. Laut WEV werde man noch mit dem Investor (WertInvest) über Sommernutzung reden. Für den Verein müsse die neue Nutzung "ökonomisch gleichgestellt" sein, heißt, dem Verein die gleichen Einnahmen bringen. Der Verein finanziert seinen Eislaufbetrieb nämlich auch durch die Mieteinnahmen im Sommer. 

Der WEV wünscht sich jedenfalls ein Sommer-Projekt, das "die gleiche Publikumsschicht" wie beim Eislaufen anspricht. Das heißt für den Verein: alle, vom Großvater bis zum Kind. Einer "Bobo-Ästhetik", war zwischen den Zeilen zu hören, stehe man jedenfalls kritisch gegenüber.

WEV will Klarstellungen

Dass sich der Verein öffentlich zu Wort meldet, kommt nicht von ungefähr. So seien in den vergangene Wochen, rund um die Präsentation des geplanten Umbaus (allen voran wurde der 73 Meter hohe Wohnturm kritisiert), auch Dinge falsch dargestellt worden.

So sei der WEV kein Mit-Initiator des Bauvorhabens. Als Mieter mit Mietvertrag bis 2058 müsse der Verein aber zu den geplanten Umbauwünsche seine Zustimmung geben, heißt es in einer Aussendung.

"Keine Sanierung notwendig"

Weiters fühlt sich der Verein nicht für die Architektur und die Höhe des Turms verantwortlich. So sei im Zuge der Projektpräsentation behauptet worden, dass der Turm höher gebaut werden müsse, weil der WEV saniert gehöre. Der WEV hält dazu fest, dass er "keine Sanierung braucht". Man wolle nur "keine Nachteile gegenüber der derzeitigen Situation" nach dem Umbau.

Einer Verkleinerung der Eislauffläche (derzeit 6000 Quadratmeter) werde man daher keinesfalls  zustimmen. Die Verkleinerung ist im aktuellen Entwurf auch gar nicht geplant. Um die 6000 Quadratmeter einzuhalten, muss aber ein Stück der Lothringerstraße verlegt werden und öffentlicher Grund der Stadt Wien umgewidmet werden. Der WEV hält fest, für diese Umwidmung "nicht verantwortlich" zu sein. Der Vorschlag kam vom Architekten und den Investoren.

Kritik an Umwidmungsplänen

Namhafte Architekturvertreter haben übrigens schon vor einigen Wochen die Umwidmungs-Pläne des Architekten Weinfeld kritisiert. Wie kommt ein Architekt dazu, einfach ein Stück öffentlichen Raum für ein Privatprojekt zu verplanen, lautete sinngemäß die Kritik.

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