Raubserie: Rumäne gesteht sieben Überfälle

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Polizei, Überfall(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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In der Nacht auf Samstag wurde ein 21-Jähriger verhaftet, er hat sieben teils brutalste Überfälle auf Frauen gestanden. Sein Motiv dürfte Geldnot gewesen sein.

Wien. Die Serie brutalster Überfälle auf junge Frauen in Wien dürfte zu Ende sein. Samstagmorgen, um etwa 1.30 Uhr hat ein 21-jähriger Rumäne in der Reindorfgasse (15. Bezirk) zum – soweit bisher bekannt – siebten Mal eine Frau überfallen. Anders als bei den vorherigen Attacken schlug er das Opfer aber nicht bewusstlos, die 20-jährige Frau konnte sich zur nächsten Polizeidienststelle retten, die Beamten konnten den Mann in der Nähe stellen. Mittlerweile hat der 21-Jährige sieben Überfälle gestanden.

Zumindest eine weitere Tat, jene Attacke mit einer Eisenstange auf ein 13-jähriges Mädchen am Karsamstag, wird ihm zugeschrieben. „Der Modus Operandi stimmt exakt mit den anderen Überfällen überein“, sagt Ermittler Michael Mimra von der Kriminalpolizei. Der Mann soll sich seit etwa Anfang März in Österreich aufhalten, am 23. März überfällt er eine 24-Jährige in der Triester Straße, schlägt sie nieder und raubt Handy, Bargeld und Bankkarten. Der Verhaftete schlug die Frauen stets äußerst brutal mit Metallgegenständen oder Faustschlägen nieder. Die bisher gestandenen Überfälle ereigneten sich vor allem im Favoritner Triesterviertel. Einer davon, vor etwa einem Monat in der Quellenstraße, war der Polizei bisher nicht bekannt. „Wir schließen nicht aus, dass er weitere Taten begangen hat“, sagt Ermittler Robert Klug. Die Polizei untersucht nun auch einen Zusammenhang mit dem Mordfall Lucile, bei dem im Jänner eine französische Studentin in Kufstein ermordet wurde.

Täter wirke „nüchtern, emotionslos“

Die Ermittlungen zur Raubserie in Wien waren äußerst schwierig, berichten die Kriminalisten. Das Phantombild, anhand von Zeugenaussagen erstellt, hatte mit dem Verhafteten wenig gemein. Bis zu 100 verdeckte Ermittler waren zuletzt nachts im Triesterviertel unterwegs, hunderte Personen wurden kontrolliert, so Mimra. Auch der mutmaßliche Täter. Beamte hatten ihn am 17.April angehalten und, nachdem bei ihm ein Geißfuß, eine Art Brecheisen, gefunden worden war, verhaftet. Nachdem an ihm und dem Werkzeug keine Spuren gefunden wurden und auch Gegenüberstellungen mit Opfern und Zeugen kein Ergebnis brachten, mussten ihn die Ermittler nach rund 24 Stunden freilassen. Nach der Festnahme am Wochenende sind die Ermittler nun sichtlich erleichtert.

Bei den Einvernahmen, so Mimra im Gespräch mit der „Presse“, habe der 21-Jährige nüchtern, emotionslos von den Taten erzählt. Das Motiv dürfte Geldnot gewesen sein. Der Mann habe immer wieder auf Wiener Arbeitsstrichen Arbeit gesucht. Zudem dürfte der junge Mann – er soll in einem Abbruchhaus in Favoriten und auch bei einem Onkel im 15.Bezirk gewohnt haben – sein Geld in Admiral-Wettlokalen verspielt haben, so Mimra. Auch in dem Grätzel in Favoriten, in dem die meisten Überfälle geschehen sind, gibt es so ein Spiellokal – das Viertel ist immer wieder Schauplatz von Beschaffungskriminalität. So brutale Überfälle wie jene der jüngsten Serie aber sind eine absolute Ausnahme. In 33 Dienstjahren, erzählt Mimra, habe er so etwas noch nie erlebt.

Wiens Polizeipräsident, Gerhard Pürstl, spricht von einem „Wunder, dass es keine Todesfälle gibt“. Schließlich wurde der Räuber zunehmend brutaler. Eine Frau liegt derzeit noch auf der Intensivstation. Eine andere Frau ist nach der Attacke auf einem Auge erblindet. Warum er derart brutal vorgegangen ist, rechtfertigte der Mann nicht. „Er wollte offenbar, dass seine Opfer bewusstlos sind, damit er besser fliehen kann“, sagt Klug. (cim)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.04.2014)

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