Kuliga:„Ich habe mit den Kindern Deutsch gelernt“

Adela Kuliga
Adela Kuliga(c) Clemens Fabry/ Die Presse
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Erst Putzfrau und Kindermädchen, dann Unternehmerin: Die gebürtige Polin Adela Kuliga (32) hat eine klassische Migrantenkarriere hinter sich. Und unterstützt nun selbst junge Migranten bei der Karriereplanung.

Sie hatte keine Arbeitsbewilligung. Und konnte kaum Deutsch. Im Alter von 21 Jahren war Adela Kuliga aus ihrer kleinen Heimatstadt in Südpolen an der Grenze zur Slowakei der Liebe wegen nach Österreich gekommen.

In Polen hatte sie nach der Matura für einen schwedischen Kosmetikkonzern gearbeitet, in Österreich schlug sie sich zunächst mit Gelegenheitsjobs durch: als Putzfrau und als Kindermädchen.

„Ich habe mit den Kindern Deutsch gelernt“, erinnert sich Adela Kuliga (32). Später arbeitete sie dann für eine Versicherung und in einem Anwaltsbüro, sie war Marketingmanagerin von „Polonika“, der größten polnischen Zeitung in Österreich und gab als Trainerin Deutschkurse für Ausländer in einem Bildungsinstitut. Nebenbei inskribierte sie Rechtswissenschaften und Transkulturelle Kommunikation (wie das frühere Dolmetschstudium nun heißt).

„Als Angestellte hatte ich dann bald die gläserne Decke über dem Kopf“, sagt Kuliga. Zu beschränkte Möglichkeiten, zu wenig direkten Einfluss. Also gründete die Austropolin einen Verein, der junge Migranten auf dem Karriereweg, der auch für sie kein leichter gewesen war, zu unterstützen: Networking Youth Career.

Anfangs hatte sie im Arbeitsmarktservice und in der Arbeiterkammer unterstützende Partner, später kamen das Staatssekretariat für Integration und weitere Organisationen dazu. Die meisten Mitarbeiter bei Networking Youth Career sind heute noch ehrenamtlich tätig.

Karrieremessen

Vor allem auf Messen, etwa der Career Fair im Austria Center Vienna, ist Adela Kuliga mit Networking Youth Career aktiv. Menschen mit Migrationshintergrund in der Altersgruppe von 16 bis 30Jahren kommen hier nicht nur mit teilnehmenden Firmen zusammen. Im Rahmen von Workshops werden ihnen auch die Basics, die man in der heutigen Arbeitswelt so braucht, beigebracht: Dos and Don'ts bei Bewerbungen, Tipps und Tricks bei Unternehmensgründungen, Persönlichkeitsentwicklung, Unterstützung bei Arbeitslosigkeit.

Vor allem mit dem AMS hätten jugendliche Migranten oft Schwierigkeiten, da Angebot und eigene Vorstellungen oft nicht wirklich korrelierten.

Mit der Zielgruppe „auf Augenhöhe“ zu kommunizieren ist einer der Leitgedanken von Adela Kuligas Verein. Es gehe darum, jungen Menschen Mut zu machen. Ein wichtiges Andockportal für die Jugendlichen sei die Facebook-Seite von Networking Youth Career.

Ein wesentliches Anliegen – auch aus Adela Kuligas eigener Erfahrung heraus – ist die Verbesserung der Kommunikation zwischen den staatlichen Institutionen und der Hauptzielgruppe von Networking Youth Career: Nur wer wisse, wie das Rechts- und Informationssystem in Österreich funktioniere, habe wirklich gute Chancen, in Österreich erfolgreich Fuß zu fassen.

Unterschiede zu Polen

Und was sind die Unterschiede in der Arbeitswelt zwischen Österreich und Polen? Kuliga denkt länger nach. „Österreich ist im internationalen Wettbewerb schon weiter vorn.“ Obwohl man in den Medien mitunter das Gegenteil liest. „In Österreich wird auf hohem Niveau gejammert.“ Zudem sei das Stadt-Land-Gefälle in Polen wesentlich größer.

Ausländerfeindlich? Kaum

Ausländerfeindlichkeit, sagt Adela Kuliga, habe sie persönlich in Österreich eigentlich kaum erlebt, nur ein Mal habe sie ein älterer Mann auf der Straße angeschnauzt, als er ihren Akzent vernahm. „Das ist in Polen schon weiter verbreitet.“ Sie selbst sei dort auch schon als Landesverräterin bezeichnet worden, da sie ihr Glück in Österreich gesucht und, wie es aussieht, auch gefunden hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2014)

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