Baumax: Rekordverlust und kein Eigenkapital

BAUMAX-CHEF MICHAEL HUeRTER
BAUMAX-CHEF MICHAEL HUeRTER(c) APA/HERBERT PFARRHOFER
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Die maroden Osttöchter haben die Baumarktkette 2013 noch tiefer in die Verlustzone gezogen. Banken warten mit Schuldenschnitt ab und verlangen einen Beitrag der Eigentümerfamilie Essl.

Wien. Werbespots haben zuweilen etwas Tückisches – wenn die positive Botschaft angesichts einer Schieflage genau gegenteilig gedeutet werden kann. Und so braucht sich die schwer angeschlagene Baumarktkette Baumax angesichts der neuen Werbebotschaft „Und fertig“ um Häme nicht zu sorgen. Zumal das von Konzernchef Michael Hürter angekündigte Ziel, „bis 2016 ein kerngesundes Unternehmen“ aufzubauen, wie er nach dem Gläubigertreffen am Montagabend wissen ließ, als viel zu optimistisch angesehen wird.

Positive Prognose

Die Ausgangslage ist prekär: Entgegen bisherigen Aussagen ist der Konzern mit 9000 Beschäftigen (davon 4000 in Österreich) im Vorjahr noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Laut „Presse“-Informationen ist der Verlust von 126 auf mindestens 150 Mio. Euro gestiegen. Operativ lief es zwar etwas besser, weitere hohe Abschreibungen auf die maroden Osttöchter haben aber eine blutrote Spur in der Bilanz hinterlassen. Die Schulden liegen wie berichtet bei rund einer Mrd. Euro. Der Jahresabschluss für 2013 soll erst in einigen Wochen vorliegen.

Was noch schwerer wiegt: Baumax wies zu Jahresende ein negatives Eigenkapital aus, nachdem das Eigenkapital schon Ende des dritten Quartals auf 300.000 Euro geschrumpft war. Das heißt, dass der Konzern buchmäßig überschuldet ist. Um eine Insolvenz zu vermeiden, braucht Baumax daher ein Testat und eine positive Fortbestandsprognose des Wirtschaftsprüfers Ernst & Young. Diese sei schon zugesagt, heißt es. Baumax-Sprecherin Monika Voglgruber wollte dies nicht bestätigen.

Der neue Restrukturierungsplan, der den rund 35 Banken, Leasing- und Immobilienfirmen sowie Kreditversicherern am Montag präsentiert wurde, sieht deutlich tiefere Schnitte vor als kommuniziert. Der Rückzug aus der Türkei, Rumänien, Bulgarien und Kroatien über Schließung oder Verkauf ist die Voraussetzung für alle weiteren Maßnahmen. Dazu muss es mit allen betroffenen Finanzierern eine Einigung geben. Auch im Bestfall dürfte der Prozess erst zum Jahreswechsel 2014/2015 vollzogen sein.

Parallel dazu müssen die restlichen fünf Ländergesellschaften (Österreich, Ungarn, Tschechien, Slowenien, Slowakei) optimiert werden. Sie müssen so rasch wie möglich so viel Geld in die Kassen spülen, dass Baumax nicht nur Eigenkapital aufbauen, sondern auch wieder Kredite bedienen und Schulden reduzieren kann. In Österreich sei das erste Quartal aufgrund des guten Wetters erfolgversprechend gelaufen, ließ Hürter wissen. Das sei aber für allzu optimistische Hochrechnungen für 2014 und 2015 zu wenig, verlautet aus Bankenkreisen. Das im Vorjahr vereinbarte Stillhalteabkommen bezüglich der Zinsen ist bis September 2016 aufrecht.

Geld aus Kunstverkauf

Die Banken verlangen auch einen Beitrag der Eigentümerfamilie Essl. Dazu lässt Firmengründer Karlheinz Essl seine 7000 Kunstwerke umfassende Sammlung von Sotheby's bewerten. Der geplante Verkauf an die Republik ist nicht zustande gekommen. Erst wenn sich echte Restrukturierungsfortschritte zeigen, wollen die Banken den in Aussicht gestellten Schuldenschnitt gewähren. Bis dahin – die Rede ist von 2016 – haben sie jedenfalls Baumax in ihren Bilanzen so weit wertberichtigt, dass ihr Ausfallsrisiko minimiert ist.

AUF EINEN BLICK

Die Baumarktkette Baumax ist im Vorjahr noch tiefer in die Verlustzone gerutscht. Aufgrund hoher Abschreibungen auf die maroden Osttöchter soll der Verlust von 126 auf mindestens 150 Mio. Euro gestiegen sein. Außerdem wies der Konzern ein negatives Eigenkapital auf. Das mit den Banken vereinbarte Restrukturierungskonzept sieht den Rückzug aus der Türkei, Rumänien, Bulgarien und Kroatien vor.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2014)

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