Die honorigen Geschäfte der Hypo

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Die Hypo hatte viele Löcher, aus denen Millionen flossen. Und viele Typen von Menschen, die die lockere Geldvergabe nützten. Honorige Konsuln etwa. Zwei Fälle als Sittenbild vom Balkan und der zähen Geldeintreibung.

Wien. Bei Weitem nicht hinter allem, was sich zwischen der Hypo-Alpe-Adria (HAA) in Klagenfurt und dem Balkan zugetragen hat, steht gleich die organisierte Kriminalität. Gut organisiert waren die meisten Geldflüsse aus der Bank in die Welt hinter den Karawanken dennoch allemal. Aber auch wenn sie bei ausgewiesenen Ehrenmännern landeten, bedeutet das noch lange nicht, dass sie auch zurückflossen und das HAA-Finanzloch stopfen helfen, für das Österreichs Steuerzahler nun alleine einstehen.

An der Klaićeva poljana 1 in der kroatischen Stadt Split etwa beißen sich die Hypo-Geldeintreiber seit vier Jahren die Zähne aus. Es ist jene Adresse, an der das österreichische Honorargeneralkonsulat residiert. Konkret Marin M., Honorarkonsul des österreichischen Außenministeriums, dem er aufgrund seiner Herkunft aus einer Rechtsanwaltsfamilie und seiner Persönlichkeit passend erschien. Wie die „Presse“ in Erfahrung brachte, schuldet M. der HAA seit Anfang 2010 die Rückzahlung eines Kredites von 3,5 Mio. Euro (ohne Zinsen), den er 2007 für den Bau eines Hotels aufgenommen hat. Die HAA bestätigt auf Anfrage den Fall und auch, dass er „Gegenstand der forensischen Ermittlung der Bank“ ist. Heißt, die Causa gehört zu jenen heiklen Fällen, um die sich nicht mehr die normale Abteilung zur Schuldeneinbringung, sondern eben die Forensik kümmert. Sie wird aktiv, wenn sich die Suche nach Spuren des Geldes schwierig gestaltet, weil diese verwischt sind. Mit 1200 Fällen ist sie betraut. „Datenlage und Nachvollziehbarkeit“ würden wie bei vielen HAA-Krediten auch im Fall M. zu wünschen übrig lassen, erklärt HAA-Sprecher Nikola Donig.

„Wir sind Partner“

M. selbst will auf Anfrage der „Presse“ von möglichen Unregelmäßigkeiten nichts wissen: Über den Kredit, der ein Privatkredit sei, rede er nicht. Selbst dass die „Presse“ darüber schreibt, wollte er untersagen. „Ich habe kein Problem mit der Hypo“, hält er fest: „Wir sind Partner.“

Die Partnerschaft wird offenbar unterschiedlich ausgelegt. Die Zeiten haben sich geändert. Mitte des vorigen Jahrzehnts hatte M., der in Kroatien bestens vernetzt ist, die Hypo in einigen Finanzierungsfällen für Immobilienprojekte tatsächlich sogar beraten. Laut Donig sei daher wie oft bei HAA-Kreditvergaben auch hier anzunehmen, dass „ein kollusives Zusammenspiel zwischen ehemaligen Bankangehörigen und dritten nicht ausgeschlossen werden kann“.

Ins Auge sticht, dass M. den Kredit 2007 ohne Besicherung in einer einzigen Tranche überwiesen bekam. Es stimmt, wie M. angibt, dass es ein Privatkredit war. Auf dieselbe Liegenschaft aber hatte M. zuvor schon über seine Firma Scorpion einen Kredit von knapp einer Mio. Euro bei der Hypo Kroatien aufgenommen, den er dann mit dem Kredit der HAA löschte, um gleichzeitig die Liegenschaft auf seine Person zu übertragen. Und auch sticht ins Auge, dass laut Donig „die antragswidrige Verwendung von Teilen der Kreditsumme derzeit nicht ausgeschlossen werden kann“. Das Hotel wurde zwar großteils gebaut. Angeblich sind Teile des Kredites aber in einen Equity-Fonds gewandert, was M. gegenüber der „Presse“ verneint.

Noch ein Konsul im Visier

Hat M. nach wie vor ein makelloses Image, so hat dies sein früherer Amtskollege aus Split, Ante Ma., nicht mehr. Ma. war früher einmal Konsul Kroatiens in der Schweiz gewesen. Im Juli 2013 floh er dann aus Kroatien nach Bosnien-Herzegowina und erhielt dort im Nu die Staatsbürgerschaft. In Kroatien war er nämlich zuvor wegen Betrugs zu einem Jahr Haft verurteilt worden. Auch lehnten sich die Käufer seiner Luxusappartements in Split gegen ihn auf.

Hier schließt sich der Kreis zur HAA. Die über 20 Appartements, die Ma. in Split gebaut hatte, waren seit 2007 mit einem HAA-Kredit von 3,6 Mio. Franken finanziert worden. Beim Verkauf hätte Ma. die zugeflossene Summe an die Bank zurückzahlen müssen. Das sei nicht passiert, so Donig, weshalb die Bank „die Hypotheken nicht löschen konnte/kann“. Vereinfacht gesagt: Ma., dessen Hobby übrigens Kampfsportarten sind, hat die Wohnungen verkauft, den naiven Käufern die Hypothek aber nicht gelöscht. Und während er mit dem Geld abzog, sitzen die Käufer nun auf der Hypothek. Die HAA aber hat nicht nur offene Kreditforderungen von über zwei Mio. Euro an Ma., sie findet sich auch in der pikanten Lage, vielleicht mit den neuen Käufern vor Gericht zu landen. Diese wollten klagen. Dem Vernehmen nach aber hat man sich vorerst auf Waffenstillstand geeinigt, um die Kräfte gegen Ma. zu sparen und zu bündeln.

In beiden Konsulfällen hat die Hypo auch „Maßnahmen der Exekution gegen das Vermögen der Kreditnehmer sowie Kontosperren verfügt“, erklärt Donig: Wie viel Geld man wiedersehen wird, ist offen: Immerhin ist die juristische Aufarbeitung der beiden Fälle laut Donig „weit fortgeschritten“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2014)


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