Rund 7000 Personen mit Sonderverträgen droht eine Schlechterstellung: Jene im alten Dienstrecht ist der Weg zum neuen AHS-Quereinstiegsmodell verwehrt. Das zeigt eine Anfragebeantwortung an die Neos. Die Grünen versprechen eine dienstrechtliche „Gleichstellung“, an der man schon arbeite.
Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) versucht im Rahmen seiner „Lehrkräfteoffensive“ vermehrt Menschen aus anderen Berufen zu motivieren, als Quereinsteiger in den Lehreberuf zu wechseln. Mit dem neuen Modell für den AHS-Bereich ist ihm ein Zwischenerfolg gelungen: Seit Start im November 2022 wurden 1342 Bewerberinnen und Bewerber als geeignet zertifiziert. Sie können ab diesem Schuljahr eingesetzt werden, müssen gleichzeitig aber noch Lehrgänge an der Pädagogischen Hochschule absolvieren.
Angesichts der Gesamtzahl an Pädagoginnen und Pädagogen (rund 120.000 österreichweit) sind sie dennoch nur ein kleiner Mosaikstein – und dazu einer, der in manchen Lehrerzimmern zu unangenehmen Debatten ums Geld führen könnte.
Altes Dienstrecht: Kein Zugang zum neuen Quereinstieg
Denn sie könnten künftig finanziell besser gestellt sein als manche ihrer Kolleginnen und Kollegen, die schon vor Jahren in die Schule quereingestiegen sind. Das geht zumindest aus einer Anfragebeantwortung des Bildungsministeriums an die Neos hervor. Bisher war ein Quereinstieg über einen Sondervertrag möglich. In den Pflichtschulen sind laut schriftlicher Beantwortung aktuell 4219 Personen mit Sondervertrag angestellt, die meisten (3466) im neuen Dienstrecht. In Bundesschulen gibt es österreichweit 2686 Personen mit Sondervertrag. Sie befinden sich jedoch großteils (2062) im alten Dienstrecht.
Und das könnte zum Zankapfel werden: Prinzipiell verdienen Beschäftigte mit Sondervertrag weniger als „normale“ Lehrerinnen und Lehrer. Die Abschläge belaufen sich auf fünf bis 25 Prozent, je nach Qualifikation. Und nur jenen im neuen Dienstrecht ist es möglich, Zugang zum neuen Quereinsteigermodell zu erlangen. Jene im alten sind davon ausgeschlossen: „Ein Wechsel des Dienstrechtes bei einem aufrechten Dienstverhältnis ist nicht vorgesehen“, heißt es in der Beantwortung. Das bedeute eine finanzielle Schlechterstellung, kritisiert Neos-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre.
Betroffen sind vor allem Bundesschulen
Es sei denn, sie absolvieren ein komplettes Lehramtsstudium. Betroffen sind davon nur 359 Personen in Pflichtschulen, jedoch 2062 Personen in Bundesschulen. Eva Blimlinger, bei den Grünen für das Lehrerdienstrecht zuständig, betont, dass im Rahmen einer Dienstrechtsnovelle gerade an einer „Gleichstellung beider Gruppen“ gearbeitet werde. Konkret gehe es um „gleiche Bezahlung und unbefristete Verträge für alle, wenn wir schon einen Mangel an Lehrerinnen und Lehrern haben“.
Für jene, die mit Sonderverträgen im neuen Dienstrecht beschäftigt sind, empfiehlt Blimlinger, den neuen Hochschullehrgang zu absolvieren. Davon ausgenommen aber seien jene Lehrkräfte, die schon früher für Teach For Austria in der Schule unterrichtet haben. Sie seien „pädagogisch und didaktisch hoch qualifiziert“. Für Andere aber mache die Zertifizierung „schon Sinn“, sagt Blimlinger.
Bei den Neos trifft die Zusage jedoch auf wenig Gegenliebe: „Das wäre längst die Aufgabe der Regierung gewesen, hier eine Lösung zu finden, wenn sie den Lehrkräftemangel ernsthaft bekämpfen will“, sagt Künsberg Sarre. „Guter Wille ist zu wenig“.
Bildungsdirektionen teils überfordert
Die fehlende Transparenz beim Gehalt ist aber nicht nur für Quereinsteiger ein Problem. Frisch angestellte Lehrerinnen und Lehrer erfahren oft erst irgendwann, wie hoch ihr Gehalt tatsächlich ausfallen wird. Nicht selten erhalten sie im ersten Jahr eine geschätzte Summe ausbezahlt, die später höher oder niedriger ausfallen kann. Denn erst nach einer „Einzelfallprüfung“ der Berufserfahrung werden Vordienstzeiten angerechnet.
Das aber liegt nicht in der Handhabe der Politik, sondern ist Sache der Verwaltungsbehörden – und damit den vielfach überforderten Bildungsdirektionen, für die in Wien Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) zuständig ist. Die Neos-Kritik an der fehlenden Lohntransparenz weisen die Grünen deshalb von sich. Das sei keine politische, sondern eine bürokratische Frage.
Tatsächlich macht vor allem die Wiener Bildungsdirektion seit Jahren durch ihren aufgeblähten Verwaltungsapparat, zu wenig Personal und langen Wartezeiten von sich reden. Auch jetzt zu Schulanfang wussten viele Bewerberinnen und Bewerber über Wochen nicht, ob und wo sie beschäftigt sein werden. Im Vorjahr herrschte wochenlang Chaos und Unsicherheit, ob alle Stellen besetzt werden können. Daraufhin versprach Bildungsstadtrat Wiederkehr Verbesserung. Wirklich gelungen dürften diese aber nicht sein, wenn man betroffenen Lehrerinnen und Lehrern aktuell zuhört. Für die Neos sei das erst recht ein Beispiel für das Ungetüm namens Dienstrecht, dessen Reform wiederum Aufgabe der Regierung sei: Es binde „zu viele Ressourcen“, sagt Künsberg Sarre.