Veränderung

Dominic Thiem und der Zahn der Zeit

Dominic Thiem feierte gerade seinen 30. Geburtstag, hat sich auf sein zunehmendes Alter offenbar gut eingestellt und ist aktuell dennoch zum Zuschauen verdammt.
Dominic Thiem feierte gerade seinen 30. Geburtstag, hat sich auf sein zunehmendes Alter offenbar gut eingestellt und ist aktuell dennoch zum Zuschauen verdammt.Imago
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Seinen 30. Geburtstag feierte Österreichs Tennisstar im Krankenstand. Warum er sich dennoch auf dem richtigen Weg sieht, wie er sein Spiel verändert hat und wie ihm sein neuer Mentaltrainer hilft.

Dominic Thiem muss nicht einmal im Daviscup aufschlagen oder gar Österreichs Nummer-eins-Spieler sein, um das alles überragende Thema im heimischen Tennissport zu sein. Aktuell reicht sogar eine Ruhepause, wenngleich der Niederösterreicher diese unfreiwillig absolviert. Eine Typ-C-Magenentzündung setzt ihn laut Bruder-Manager Moritz Thiem außer Gefecht und erfordert die Einnahme von Medikamenten.

„Es ist eine Entzündung, die ich wahrscheinlich schon länger mit mir herumschleppe“, sagte Dominic Thiem Anfang dieser Woche. Seit dem Turnier in Kitzbühel ab Ende Juli hätten sich dann die Symptome gezeigt bzw. seien diese „irgendwie ärger geworden“. Er habe sich „wirklich jeden einzelnen Tag übergeben“ und sei rund um die US Open Ende August zudem „immer müder“ geworden. Sorgen ob der Ungewissheit waren beim US-Open-Champion von 2020 da, nun befinde er sich auf dem Weg der Besserung.

Nervende Rückschläge

Thiems Krankenakte – gerade zu dieser Zeit des Jahres – ist lang. Schon als Teenager hatte er Probleme mit Bakterien im Darm, in den letzten Jahren folgten zahlreiche virale Infektionen. „Die ganzen Reisen, das verschiedene Essen, da sind wir ein bisschen anfälliger dafür“, suchte die ehemalige Nummer drei der Welt (inzwischen Nummer 73) einen Erklärungsansatz im Alltag der Tennisprofis. Stress als Auslöser schloss er hingegen aus. „Stress und Druck habe ich in meinem Leben, seitdem ich denken kann. Damit bin ich quasi aufgewachsen.“

Was hingegen schon am Nervenkostüm nagt, sind die häufigen Rückschläge seit 2021. Insbesondere der jüngste Rückschlag mit der Magenentzündung, da Thiem laut Eigenauskunft eben erst wieder zu einer Form gefunden hatte, die er schon lang nicht mehr besaß. „Spielerisch fühle ich mich seit Kitzbühel sehr gut. Das Finale hat mir noch einmal einen echten Schub gegeben, danach habe ich auch richtig gut trainiert und wirklich gut gespielt in Amerika. Ich fühlte mich am Platz noch um einiges wohler, besser als zu dieser Zeit vor einem Jahr.“ Thiems Hoffnung: „Dadurch, dass der Grundlevel da ist, bin ich sicher in wenigen Tagen bereit.“ Bis zu seinem letzten geplanten Saisonturnier in Metz Mitte November gebe es immerhin „quasi jede Woche die Chance, dass ich meine gute Form unter Beweis stellen kann“. Sein nächster Einsatz steht in Astana (ab 27. September) an.

Anpassung an das Alter

Der Zahn der Zeit macht aber auch vor dem seit exakt zwei Wochen 30 Jahre alt gewordenen Niederösterreicher nicht halt. Und wie Thiem verriet, spielt dieser Faktor inzwischen auch eine nicht unwesentliche Rolle im Zusammenspiel mit seinem Neo-Trainer Benjamin Ebrahimzadeh: „Ein gewisses Grundspiel habe ich, das kann man nicht großartig ändern. Aber natürlich muss man improvisieren, vor allem jetzt, da ich 30 bin. Da müssen wir schauen, dass ich die Ballwechsel etwas kürzer halte, dass ich aggressiver werde, dass ich mehr ans Netz gehe. Benny hat dafür einen perfekten Plan, und der ist echt gut aufgegangen, weil ich in Kitzbühel und speziell in New York gut gespielt habe.“

Ebenso baut Thiem in dieser Phase seiner Karriere weiter auf seinen kürzlich installierten Mentaltrainer Andreas Marlovits. Dieser helfe „in Situationen wie bei den Niederlagen nach der Verletzungspause. Da waren viele enge Matches dabei, die ich früher gewonnen habe, viele enge Situationen, die ich früher besser gelöst habe. Das gewisse Etwas, um diese engen Matches zu gewinnen, in engen Situationen das Richtige zu machen, ist mir ein bisschen abhandengekommen. Mit seiner Hilfe schaffe ich es immer mehr und besser, die Fähigkeit, die ja definitiv in mir ist, wiederzubekommen.“


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